Thüringer Allgemeine (Artern)

Einladung ins Schwimmbad

- Von Andrea Hellmann und Ingolf Gläser

Manfred Reinhardt, Vorsitzend­er des Gemeindeki­rchenrates in Wiehe, zu den vielen Spenden für die Sanierung von St. Bartholomä­us Kyffhäuser­kreis. Die Gebietsref­orm ist noch nicht tot. Zumindest sorgt sie seit gestern wieder für reichlich Gesprächss­toff.

Die Linke will im Arterner Stadtrat am Montag einen Beschluss fassen, der die Loslösung der Stadt aus dem Landkreis und den Wechsel nach Sömmerda vorsieht. Und weil Artern gar keine geografisc­he Grenze mit Sömmerda hat, soll Bürgermeis­terin Christine Zimmer (CDU) auch Gespräche mit den Bürgermeis­tern der umliegende­n Verwaltung­sgemeinsch­aften und Städte führen, gleich mitzuwechs­eln.

Der Linken sitzt Torsten Blümel vor, Fraktionsc­hef im Kreistag seiner Partei und Zweiter Beigeordne­ter im Kreis. Dem Kreis, den er mit seinem Vorschlag zerschlage­n würde.

Das sehen offenbar auch die übrigen Fraktionen so und stoppten gestern im Kreisaussc­huss kurzerhand sämtliche Investitio­nen für Artern. Das würde die Stadt bereits in der kommenden Woche treffen. Am 30. Juni läuft die Antragsfri­st für Fördermitt­el zum Bau der Dreifeldha­lle aus. Die finanziell­e Unterstütz­ung des Vorhabens werde verwehrt, wenn der Arterner Stadtrat am Montag dem Beschlussa­ntrag der Linken mehrheitli­ch folgen sollte, heißt es im Antrag. Alle zukünftige­n Projekte würden überdacht.

Auch wenn die Mehrheit aus CDU und SPD im Arterner Stadtrat der Linken nicht folgen sollte. Folgen hätte das Ganze doch. Das wurde in der Diskussion im Kreisaussc­huss deutlich. Landrätin Antje Hochwind (SPD) erklärte: „Ich sage es deutlich, ich bin sehr befremdet.“Sie glaube nicht, dass es der Wunsch der Menschen in Artern sei, den Kreis zu verlassen. In den vergangene­n Jahren sei es Der Kyffhäuser­kreis und Nordhausen sollten fusioniere­n. Das gefällt der Linken in Artern nicht.

gelungen, als Landkreis zusammenzu­wachsen. Die Mittel seien gerecht verteilt worden.

Artern sei ein Investitio­nsschwerpu­nkt: die Industrieg­roßfläche, Straßen, die Schulen, die geplante Dreifeldha­lle, das Feuerwehrt­echnische Zentrum, der Umzug der Gemeinscha­ftsschule. „Es ist mir unerklärli­ch, wie man diesen Prozess, der Jahre gebraucht hat, jetzt in voller Fahrt stoppen kann“, so Hochwind.

Befremdlic­h fand auch CDUFraktio­nschef Jens Krautwurst das Vorhaben, den „Kreis kaputtzuma­chen“. Es gebe kulturhist­orische Verbindung­en nach Sömmerda, aber dass der Landkreis nicht in Artern investiere­n oder sich für Projekte wie das Abitur stark mache, könne niemand behaupten. Zudem erinnerte er daran, dass der Kreistag sich ausdrückli­ch zur Dreierlösu­ng bei der Gebietsref­orm mit Sömmerda und Nordhausen bekannt habe. Aber der Ministerpr­äsident (Die Linke) habe die Variante mit Nordhausen vorgegeben.

Auch der Chef von SPD/ Grünen im Kreistag, Matthias Strejc, war aufgebrach­t. Gemeinsam mit dem CDU-Fraktionsc­hef hatte er den Eilantrag zum Stopp des Fördermitt­alantrags für den Bau der Dreifelder­halle eingebrach­t. Und Strejc ging noch weiter. Im Anschluss an die Sitzung stellte er die Kooperatio­nsvereinba­rung mit den Linken im Kreistag infrage.

Schon die Auseinande­rsetzung über den Umbau des Bad Frankenhäu­ser Krankenhau­ses hatte kein gutes Bild auf das Verhältnis geworfen. Blümel hatte mehrfach die Landrätin angegriffe­n. Die SPD der Linken dafür Erpressung vorgeworfe­n. „Wir werden in der Fraktion über die Beendigung der Kooperatio­nsvereinba­rung reden müssen“, sagte Strejc.

Über zerstörtes Vertrauen zu einem ihrer Stellvertr­eter wollte Landrätin Antje Hochwind gestern noch nicht nachdenken – auch nicht an mögliche Konsequenz­en. Aber sie sei weder informiert gewesen, noch könne

sie nachvollzi­ehen, was die Linke damit bezwecke. Es fehle bereits durch das vom Gericht für nichtig erklärte Vorschaltg­esetz an der Grundlage, sagte die Landrätin.

Torsten Blümel äußerte sich im Kreisaussc­huss nicht. Später erläuterte er im TA-Gespräch, dass die Verbindung­en nach Sömmerda nach wie vor stark seien. Dass man bei einer Fusion mit dem südlichen Nachbarn bessere Chancen für die Stadt und auch eine stärkere Vertretung in einem künftigen Kreistag sehe als mit Nordhausen. Der Fraktionsc­hef der Linken gab aber auch zu, dass der Weg weit sei und der Kreistag dem nicht zustimmen werde, falls es überhaupt am Montag zu einem Beschluss käme.

Von der Aufregung im Kreisaussc­huss sei er sehr überrascht gewesen und könne sie auch nicht nachvollzi­ehen. Besonders verärgert zeigte er sich vom Kooperatio­nspartner SPD.

Arterns Bürgermeis­terin Christine Zimmer betonte ebenfalls, Karte: Dirk Bernkopf

dass „dieser Beschlussa­ntrag der Linken im Stadtrat keine Mehrheit finden wird“. Bereits im Hauptaussc­huss sei das Votum klar gewesen. Der Antrag sei einst von Ratsmitgli­ed Matthias Zupp (Linke) gekommen, wurde dann von der Fraktion eingereich­t.

„Die Mehrzahl der Bürger sind im Kyffhäuser­kreis angekommen. Ich glaube nicht, dass es eine Mehrheit gibt, nach Sömmerda zu wechseln“, so Zimmer. Blümel habe den Antrag mit einer besseren Verkehrsan­bindung durch die A 71 begründet, den Pendlern in Richtung Sömmerda und der starken Wirtschaft in der Stadt. „Ich habe Herrn Blümel auch ganz deutlich gesagt, was er mit seinem Antrag möglicherw­eise aufs Spiel setzt, nämlich wichtige Vorhaben: Umbau der Berufsschu­le zur Gemeinscha­ftsschule, Bau der Dreifelder­halle, Anbau am Förderzent­rum, Außengesta­ltung der Grundschul­e und Sanierung Feuerwehrt­echnisches Zentrum.“ Artern. Das Netzwerk Trampelpfa­d in Artern lädt am heutigen Donnerstag ab 10 Uhr die Kinder ins Solefreiba­d der Stadt zum Schwimmbad­fest ein. Es ist eine traditione­lle Veranstalt­ung des Netzwerkes am letzten Donnerstag vor den Sommerferi­en. Die Mädchen und Jungen können sich auf Angebote freuen.

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