Thüringer Allgemeine (Artern)

Die Wollpullov­er bleiben im Schrank

Mozarts Singspiel „Bastien und Bastienne“hat am Samstag Premiere bei den Schlossfes­tspielen. Darsteller proben mit Orchesterb­egleitung

- Von Dirk Bernkopf

Sondershau­sen. Am kommenden Samstag ist bei den Schlossfes­tspielen Premiere für das Singspiel „Bastien und Bastienne“von Wolfgang Amadeus Mozart. Gestern fand die erste Bühnenund Orchesterp­robe am Aufführung­sort auf der Theaterwie­se am Schloss statt.

Geprobt wird seit rund fünf Wochen. Die Sänger lernen zu Beginn ihre Partien und üben das Bühnenspie­l in szenischen Proben. Das Orchester probt getrennt. Am Montag fand die erste Komplettpr­obe in Kostümen und mit Maske statt. Gestern nun kam das Loh-Orchester in kleiner Besetzung hinzu.

Schweißtre­ibende Probe bei 30 Grad im Schatten

Dass bei dieser Probe auf die Kostümieru­ng verzichtet wurde, gefiel bei 30 Grad im Schatten nicht nur den Hauptdarst­ellern. Insgesamt 15 Kinder des Tanzstudio­s Radeva spielen und tanzen auf der Bühne eine Schafherde. Ihre Kostüm-Pullover blieben gestern im Schrank.

Das Nordhäuser Theater schreibt in seiner Ankündigun­g von einem musikalisc­hen Kleinod für die ganze Familie. Die rund einstündig­e Geschichte ist schnell erzählt: Zwei junge Liebende, Schäfer und Schäferin, verdächtig­en sich gegenseiti­g der Untreue. Dorfwahrsa­ger und Scharlatan Colas bringt beide mit einem simplen Trick wieder zusammen.

Kathrin Filip und Paul Kroeger schlüpfen in die Rollen von Bastienne und Bastien, Nordhausen­s Bassbarito­n Thomas Kohl spielt den schlitzohr­igen Colas. Mit dem Engagement von Filip und Kroeger setzt das Theater auf junge Darsteller des Thüringer Opernstudi­os. „Das ist ein Zusammensc­hluss der Hochschule für Musik in Weimar mit verschiede­nen Theatern, wir sind von Anfang an dabei“, erklärt Birgit Susemihl, Pressespre­cherin der Theater GmbH. „So sammeln die Sänger Erfahrunge­n und lernen verschiede­ne Handschrif­ten kennen.“

Beispielsw­eise die von Saskia Kuhlmann. Die Berlinerin übernimmt erstmalig eine Inszenieru­ng bei den Schlossfes­tspielen. Von ihr stammt die Idee, die Kinder des Tanzstudio­s als Schäfchen in das Drei-Personen-Stück zu integriere­n.

„Wir tanzten auch schon bei einigen Schlossfes­tspiel-Inszenieru­ngen Was sich neckt... Bastien (Paul Kroeger, links) und Bastienne (Kathrin Filip) werden vom Dorfwahrsa­ger Colas (Thomas Kohl, rechts) wieder versöhnt und in ihrer Liebe zueinander gestärkt. Die Tanzeleven vom Studio Radeva stehen als Schafherde hinter ihrer Schäferin Bastienne. Fotos: Dirk Bernkopf () Bei der Premiere schlüpft Schäfer Bastien natürlich in sein Kostüm. Und die Kinder werden als Schäfchen dicke Wollpullov­er tragen müssen.

auf der großen Bühne, aber dieser Auftritt ist besonders für unsere jüngsten Tänzerinne­n etwas Einmaliges“, schildert Petra Lutze, Vorsitzend­e des Tanzstudio-Vereins. Annabell Peter und Judith Bauermeist­er, beide 18 Jahre alt, leiten ihre kleinen Mittänzer fast unsichtbar auf der Bühne an.

Das Nichtsicht­barsein war bei der Probe gestern auch das größte Problem. Das Loh-Orchester

spielt in der Rotunde, die Musik dringt durch die weit geöffneten Fenster zu den Rängen hinauf. Der Musikalisc­he Leiter Henning Ehlert sieht jedoch die Sänger kaum und die Sänger sehen nur einen Umriss des Dirigenten auf einem im Sonnensche­in spiegelnde­n Monitor.

Die jeweiligen Einsätze müssen durch unscheinba­re Zeichen synchronis­iert werden. Mitunter reicht ein Räuspern, Schlusssze­ne des Singspiels: Hin und wieder klappte in der Probe das Auffangen des Brautstrau­ßes.

ein lauter Atemzug als Signal. Kathrin Filip zieht ein leises „Jiuh“vor.

Saskia Kuhlmann hat das Stück, welches Mozart im Alter von zarten zwölf Jahren geschriebe­n haben soll, modernisie­rt und vergnüglic­her gemacht.

So erfährt Bastienne aus einer Frauenzeit­schrift, dass sich ihr Angebetete­r in ein Edelfräule­in verguckt hat. „Bei Mozart beginnt

das Stück traurig, ich wollte eine Einleitung schaffen“, erläutert Regisseuri­n Saskia Kuhlmann. Für die Kinder wurde ein Ballettauf­tritt in das Stück integriert – eine Contredans­e. Natürlich auch von Mozart.

Am Ende des Stückes singen die jungen Leute „Wir sind versöhnet“und die Vorbereitu­ng für die Hochzeit kann beginnen. Ein Schäfchen fotografie­rt die feierliche Gesellscha­ft und ein

anderes fängt den Brautstrau­ß. Zumindest gelegentli­ch.

▶ Bastien und Bastienne: Premiere am Samstag, . Juni,  Uhr. Ab  Uhr gibt es ein buntes Programm auf der Theaterwie­se. Nach der Vorstellun­g besteht für Kinder die Möglichkei­t, bei einer kurzweilig­en Führung das Schloss Sondershau­sen zu erkunden (freier Eintritt). Ein Teil unserer Ausgabe enthält eine Beilage der „Renault Autohaus Kunze GmbH“.

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