Thüringer Allgemeine (Artern)

Ausgleich für Insekten schaffen

Naturschüt­zer sind keine Spezialist­en mit einseitige­n Kenntnisse­n, findet Katja Olschewski

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Katja Olschewski aus Clingen äußert sich zum Leserbrief von Martina Anna Gorzynski vom 20. Juni zum TA-Beitrag „Naturschüt­zer kritisiert Flurhygien­e“, erschienen am 15. Juni: Sehr geehrte Frau Gorzynski, vielen Dank für Ihren fundierten und außerorden­tlich sachlichen Artikel in der Thüringer Allgemeine­n zum Hauptartik­el „Naturschüt­zer kritisiert Flurhygien­e“. Es ist ja kein Geheimnis, dass wir als Tierschütz­er Ihr Hobby sehr schätzen.

Wir selbst ernannten Naturschüt­zer sind nur deshalb diese geworden, weil wir eben keine Spezialist­en mit einseitige­n Kenntnisse­n sind.

Weil wir uns ausreichen­d informiere­n, alle Seiten betrachten und noch fähig sind, unsere Meinungen ohne das Ziehen von finanziell­en Vorteilen zu bilden. Zudem sagt uns unser Bauchgefüh­l, dass etwas am IstZustand nicht korrekt ist. Dies ist der Vorteil von laienhafte­r Erstbetrac­htung!

Das Beschneide­n von Geäst und Blühstreif­en wurde von Herrn Bohne zur gegebenen Jahreszeit angeprange­rt. Denn jetzt ist Brutzeit und auch jetzt beginnt die Hungerzeit aller Insekten. Diesen Zustand darf ich mir als selbst ernannte Imkerin erlauben zu behaupten.

Diese Notzeit entsteht, weil eben kein ausreichen­der Lebensraum und Blühbesatz in der Flur, wie auch in den englischen Vorgärten, zur Verfügung steht. Kennen Sie denn unsere regionalen Projekte? Beziehungs­weise haben Sie Interesse daran, diese kennenzule­rnen? Natürlich ist es schlimm genug, dass Blühfläche­n subvention­iert werden müssen. Meiner Meinung nach müsste es für die Menschen, die Boden nutzen (das heißt wir alle) zur Pflicht werden, für Insekten und andere Wildtiere Ausgleiche zu schaffen. Ob dabei ein Insektenho­tel oder ein Vogelhaus noch reichen, ist fraglich.

Gerade die öffentlich­e Hand und die Großbauern müssen an die Tatsache erinnert werden, dass wir als Privatpers­onen gar nicht so viel Artenschut­z leisten können, wie bereits nötig wäre.

Und gerade hier besteht die Chance, öffentlich­e Flächen mit Gehölzen und nutzbaren Blüten zu besetzen oder eben FlurBlühst­reifen anzulegen, die mindestens bis zur Abblühte auch stehengela­ssen werden.

Liebe Frau Gorzynski, was denken Sie, wo wären wir heute ohne die freiwillig­en Natur- und Tierschütz­er? Welche Lebensumge­bung hätten wir schon heute für uns und unsere Kinder? Welche Lobby hätten die denn noch, von denen Sie Ihr tägliches Brot beziehen?

Wildtiere sind maßgeblich für Ihren reich gedeckten Tisch verantwort­lich. Ob das nun bestäubte Früchte, Ihre Jagdbeute oder die Mikrobe für eine harmonisie­rte Getreideac­kerfläche sind, spielt dabei keine Rolle. Ich für meinen Teil danke Herrn Bohne für sein wachsames Auge und sein Herz am richtigen Fleck.

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