Schwarzbau im Bebratal erst geräumt, dann abgerissen
Jürgen Treffurth fliegt aus seinem Wohnhaus, das er ohne Genehmigung mehrmals umgebaut hat
Sondershausen. Erst nachdem der Hausbesitzer in Handschellen lag, konnten die Möbelpacker ihr Werk beginnen. Acht Polizisten sicherten die Arbeiter ab, die am Dienstag in aller Frühe begannen, das Wohnhaus von Jürgen Treffurth in Sondershausen auszuräumen. Das Landratsamt ließ die seit Monaten angekündigte Zwangsräumung vollstrecken. Am gestrigen Mittwoch wurde das nicht genehmigte Gebäude auf dem Grundstück an der Erfurter Straße abgerissen.
Der Hausbesitzer wurde kurzzeitig gefesselt
Emotional sehr aufgebracht und unter Androhung von Gewalt habe Landwirt Treffurth am Dienstag noch versucht, die Räumung zu verhindern. Als turbulent schilderte Thorsten Fuhr von der Polizeiinspektion in Sondershausen gegenüber Thüringer Allgemeine den Beginn der Aktion. „Die Einsatzkräfte waren gezwungen, den Mann kurzzeitig in Gewahrsam zu nehmen.“Die Hände seien ihm auf den Rücken gedreht worden „wie einem Schwerverbrecher“, beschwerte sich Treffurth, nachdem die Polizisten ihn wieder von den Fesseln befreit hatten.
Immer noch sehr aufgewühlt musste er zusehen, wie seine Habseligkeiten aus dem Haus getragen wurden. „Von einem Tag auf den anderen wird hier zerstört, was ich in 25 Jahren aufgebaut habe“, schimpfte Treffurth. Aus seiner Sicht gibt es keinen Grund für den Räumungsbeschluss, der bereits 2012 erlassen worden war. Laut Jürgen Treffurth betreibt Landwirtschaft im Nebenerwerb. Sein Haus errichtete er jedoch illegal und so wurde es gestern abgerissen. Damit schuf die Kreisverwaltung in einem Jahre andauernden Rechtsstreit Fakten. Foto: Dirk Bernkopf
Bauverwaltung des Landkreises allerdings kann Treffurth keine Genehmigung für den Umbau des Gartenhauses auf seinem Grundstück zum Wohngebäude vorweisen. Das hat inzwischen auch das Thüringer Oberverwaltungsgericht bestätigt.
Auch der Eilantrag, den Treffurth gestellt hatte, nachdem ihm der Räumungstermin genannt worden war, scheiterte. Die Ablehnung sei erst am Montag eingetroffen, wie Landrätin Antje Hochwind (SPD) gestern bestätigte. Über die bevorstehende Räumung sei Treffurth bereits vor etwa drei Wochen informiert worden.
Die Zeit hätte der Betroffene nutzen können, um seine Habseligkeiten zu sichern und selbst mit dem Abriss zu beginnen, wie er es mehrfach selbst vorgeschlagen hatte, findet die Kreischefin. Unter Polizeieinsatz wurde auf dem Grundstück von Jürgen Treffurth (links) das Wohngebäude zwangsgeräumt. Foto: Timo Götz
Offiziell hätte das sogar schon Ende März geschehen sein sollen. Deshalb fand das Flehen
Treffurths um erneuten Aufschub in einem Telefonat mit der Landrätin kein Gehör mehr.
Von dem 1985 errichteten Bungalow in der Erfurter Straße ist nun lediglich noch ein Haufen Schutt übrig. Hausbesitzer Jürgen Treffurth konnte gestern nur noch zusehen, wie sein Häuschen von einer Donndorfer Abrissfirma platt gemacht wurde. Die Kreisverwaltung beendete mit der sogenannten Ersatzvornahme den seit Februar 1999 andauernden Rechtsstreit um den Schwarzbau.
Der Bungalow überschritt schon bei der Errichtung 1985 die maximal genehmigte Grundfläche von 35 Quadratmetern – was zu DDR-Zeiten eher locker gesehen wurde. Zwei Jahre später wurde eine Terrasse angebaut, welche nach und nach illegal mit Räumen überbaut wurde. Treffurths nachträglich gestellter Bauantrag wurde schon 1996 erstmals abgelehnt.