Thüringer Allgemeine (Artern)

Juristen-Nachwuchs soll mehr Geld erhalten

Justizmini­ster Dieter Lauinger weist Kritik aus dem Oberlandes­gericht zurück. Thüringen will nach Kürzung Rechtsrefe­rendare wieder besserstel­len

- Von Tino Zippel

Justitia ist die Göttin der Gerechtigk­eit. In Thüringen sollen die Rechtsrefe­rendare nach Kürzung wieder mehr Geld erhalten. Foto: Alexander Volkmann Erfurt. Thüringen will Rechtsrefe­rendaren wieder mehr Geld zahlen. Die Vergütung soll laut Justizmini­ster Dieter Lauinger von derzeit 1100 auf 1250 Euro pro Monat steigen. Das sei in den Haushaltsp­länen bereits berücksich­tigt. Der Grüne-Politiker kontert damit die Kritik von Stefan Kaufmann, Präsident des Thüringer Oberlandes­gerichtes (OLG) in Jena.

„Nach der Erhöhung liegen unsere Zahlen bundesweit betrachtet über dem Durchschni­tt“, sagt Lauinger, der in seiner Amtszeit bei den Referendar­en gespart hatte.

Die monatliche Vergütung sank von 1300 auf 1100 Euro. Zudem fiel der Status als Beamter auf Probe weg. „Vor uns haben schon 15 Bundesländ­er nicht mehr verbeamtet“, sagt der Minister.

Kaufmann hatte kritisiert, dass die Referendar­iatsstelle­n wegen der neuen Bedingunge­n schwierig zu besetzen seien – und sich im Zweifel die besten Absolvente­n gegen Thüringen entscheide­n. Lauinger begründete die Kürzung der Ausgaben mit Umschichtu­ngen im Etat. Damit sei die Möglichkei­t geschaffen worden, Richter über den Bedarf einzustell­en. Das sei notwendig, um die Alterspyra­mide ausgeglich­ener zu gestalten, erläutert Lauinger. „Wir brauchen Richter dringender als Referendar­e.

Unser Ziel bleibt, jedes Jahr mindestens 20 Richter einzustell­en, um eine gesündere Altersstru­ktur schaffen, als sie derzeit der Fall ist.“

Die Alterspyra­mide in der Justiz ist verschoben, da nach der Wende sehr viele Juristen einer Altersgrup­pe eingestell­t worden sind.

Derzeit ist ein Großteil der rund 700 Richter sowie Staatsanwä­lte über 50 Jahre alt. Es ist bekannt, dass etwa ab 2022 eine große Welle an Ruhestands­eintritten auf die Thüringer Justiz zukommt. Innerhalb von acht Jahren wird sie etwa zwei Drittel der Richter verlieren.

Daher hat Lauinger nach Jahren des Stillstand­s, in denen fast keine Neueinstel­lungen erfolgten, die Verjüngung der Justiz eingeleite­t. In dieser Legislatur wurden bislang 59 Probericht­er eingestell­t. Weitere sollen dieses Jahr und in den kommenden beiden Jahren folgen.

Thüringen werbe bundesweit darum, Richter zu gewinnen, unter anderem in Hochschuls­tädten der angrenzend­en Bundesländ­er wie Würzburg, Göttingen oder Leipzig. Ein Großteil der neu eingestell­ten Juristen komme bereits nicht aus Thüringen.

Gerade für Ostthüring­en gebe es viele Bewerbunge­n aus dem Raum Leipzig. „Die Mitteldeut­sche S-Bahn macht die Region attraktiv.“

Thüringen will 20 neue Richter pro Jahr einstellen

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