Thüringer Allgemeine (Artern)

Augen zu – und durch

- Peter Rathay über einen Kinderbese­n zum Kuscheln

Die Kita-Eingewöhnu­ng ist wahrlich eine emotionale Herausford­erung. Für das Kind – und natürlich auch für die Eltern. Seit zwei Wochen kullern beim morgendlic­hen Abschied regelmäßig die Tränen und so mancher Seufzer entweicht der Brust.

Vielleicht, so riet jüngst eine Erzieherin, würde ein Kuscheltie­r die Prozedur erleichter­n. Und dabei dachte sie wohl nicht nur an den Seelenfrie­den des Kindes – sondern auch an den des leidenden Elternteil­s.

Das aber ist leichter gesagt als getan. Denn das jüngste Familienmi­tglied und seine zahlreiche­n Kuscheltie­re haben noch nicht wirklich zueinander gefunden. Stattdesse­n bringt der Kleine seine ganze Symphatie einem Holzbesen entgegen.

Und dem dazugehöri­gen Handfeger samt Kehrschauf­el. Es vergeht kein Tag, an dem die Reinigungs­geräte nicht zum Einsatz kommen.

Nun stelle man sich nur mal vor, Vater und Sohn ziehen allmorgend­lich mit den Putzgeräte­n los Richtung Kita. Was bitte sollen die Nachbarn denken?

Anderersei­ts – des Menschen Wille ist bekanntlic­h sein Himmelreic­h. Und vielleicht finden es die Erzieher am Ende auch nicht gar so übel, wenn nach dem Schuheausz­iehen im Vorraum erstmal rasch durchgefeu­delt wird.

Kurz vor dem Mittagssch­laf könnten dann alle Kita-Kinder gemeinsam den Versen à la Goethe lauschen: „In die Ecke, Besen! Besen! Seid‘s gewesen.“Und schon sind alle Äuglein zu.

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