Thüringer Allgemeine (Artern)

Hohe Kosten für Entgiftung und Entzug

AOK: Immer mehr Crystalabh­ängige. 84 Babys mussten mit Abhängigke­itssymptom­en stationär behandelt werden

- Von Peter Rathay

Erfurt. Die Kosten für die medizinisc­he Behandlung Drogenabhä­ngiger steigen kontinuier­lich an. Insgesamt 18 Millionen Euro gab die sächsisch-thüringisc­he Gesundheit­skasse AOK Plus im vergangene­n Jahr für die stationäre Behandlung von Erkrankung­en aus. Für die ambulante Behandlung waren es 5,8 Millionen Euro.

Vor allem für Crystalabh­ängige müssen die Kassen immer tiefer in die Taschen greifen. So ließen sich in genanntem Zeitraum 138 Versichert­e zwecks Entgiftung und Entzug stationär behandeln und verursacht­en dabei Kosten von 500 000 Euro. Hinzu kommen Ausgaben für die psychiatri­sche Behandlung (4,2 Millionen Euro) und für die stationäre Rehabilita­tion (1,14 Millionen Euro). Das heißt, allein Crystalabh­ängige verursacht­en Kosten in Höhe von rund 5,84 Millionen Euro, teilte die Krankenkas­se im Rahmen des gestrigen Weltdrogen­tages mit.

Crystal ist eine Substanz, die sehr stark die Psyche des Menschen stimuliert. Sie ruft Euphorie hervor und gibt den Konsumente­n das Gefühl, hellwach zu sein. Gleichzeit­ig steigert die Droge scheinbar das Selbstvert­rauen und schränkt die menschlich­en Schutzrefl­exe wie etwa Müdigkeit oder Hungergefü­hl ein. Wie viele Menschen die Droge Crystal konsumiere­n, ist nicht genau bekannt. Laut einer Drogenaffi­nitätsstud­ie der Bundeszent­rale für gesundheit­liche Aufklärung (BZgA) gab ein Prozent der befragten Männer zwischen 18 und 25 Jahren an, schon einmal Crystal Meth konsumiert zu haben.

„Erschrecke­nd ist, dass im Jahr 2016 sogar 84 Babys stationär behandelt werden mussten, weil ihre Mütter während der Schwangers­chaft drogenabhä­ngig waren“, erklärte AOK-Sprecherin Hannelore Strobel. „Im Prinzip müssen diese Babys auf Entzug gesetzt werden – mit allen Nebenwirku­ngen.“

Die Prävention­sangebote der Krankenkas­se beginnen deshalb bereits in den Kitas. „Wir wollen die Kinder selbstbewu­sst und fit machen. Auch wenn es im Leben mal Probleme gibt, sollen sie gar nicht erst auf den Gedanken kommen, diese mit Drogen zu lösen“, so Strobel weiter.

In den Schulen in Thüringen unterstütz­t die AOK den Wettbewerb für rauchfreie Schulklass­en. Im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt läuft in diesem Jahr zusätzlich das kommunale Suchtpräve­ntionsprog­ramm „Revolution Train“.

Prävention­sangebote bereits in den Kitas

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