Thüringer Allgemeine (Artern)

Solarworld fertigt noch in Arnstadt

Gespanntes Warten auf Investoren am Thüringer Standort. Runder Tisch warnt vor einem Verlust von Kompetenze­n

- Von Bernd Jentsch

Arnstadt. Trotz der angemeldet­en Insolvenz läuft die Fertigung im Arnstädter Werk von Solarworld derzeit weiter.

Der Insolvenzv­erwalter suche nach Möglichkei­ten die Fortsetzun­g der Produktion zu finanziere­n, bestätige Kirsten Joachim Breuer von der IG Metall in Erfurt gestern auf Anfrage. Im Werk am Thüringer Standort sei bei den Mitarbeite­rn derzeit ein gespanntes Warten auf mögliche Investoren zu beobachten.

Unterdesse­n hatten sich gestern in Berlin Politiker, Gewerkscha­fter, Betriebsrä­te, Experten und Unternehme­r der Solarbranc­he zu einem Runden Tisch getroffen, der die Zukunft des Wirtschaft­szweiges thematisie­rte. „Die Vertreter der anwesenden Unternehme­n haben dabei auch noch einmal klargemach­t, dass bei einem Wegfall des letzten Flaggschif­fes zugleich das Kippen der gesamten Branche in Deutschlan­d nicht mehr zu verhindern wäre“, berichtete Gewerkscha­fter Breuer. Mit einem möglichen endgültige­n Aus für den Branchenpr­imus Solarworld würden gleichzeit­ig deutsche Kompetenze­n im Maschinenb­au verloren gehen, warnten Teilnehmer der Beratungen. Zu denen hatten der frühere Thüringer Wirtschaft­sminister und heutige Staatssekr­etär im Bundeswirt­schaftsmin­isterium, Matthias Machnig. sowie die beiden Wirtschaft­sminister Nicht nur die Beschäftig­ten am Thüringer Standort in Arnstadt warten derzeit angespannt darauf, ein Zeichen zu bekommen, welchen Weg das Unternehme­n Solarworld für die Zukunft einschlage­n wird. Foto: Michael Reichel, dpa

von Sachsen, Martin Dulig, und von Thüringen, Wolfgang Tiefensee (alle SPD), gemeinsam eingeladen.

Die Firma Solarworld betreibt in Deutschlan­d unter anderem Fertigungs­stätten in Freiberg in Sachsen und in Arnstadt. Das Unternehme­n hatte Mitte Mai Insolvenz angemeldet. Davon betroffen sind nach Firmenanga­ben rund 3000 Mitarbeite­r,

davon rund 800 in Arnstadt und 1200 in Freiberg. Am Thüringer Standort hatte Solarworld das Werk von Bosch Solar übernommen, nachdem der BoschKonze­rn aus der Solarindus­trie ausgestieg­en war.

Thüringens Wirtschaft­sminister kündigte ein baldiges Gespräch mit EU-Haushaltsk­ommissar Günther Oettinger an. Es gehe darum, auszuloten, welche

Möglichkei­ten einer Unterstütz­ung aus Brüssel es für das angeschlag­ene Unternehme­n gibt.

Zudem wollen Dulig und Tiefensee auf Veränderun­gen bei der Auftragsve­rgabe in Deutschlan­d drängen. Bei öffentlich­en Ausschreib­ungen sollte demnach in Zukunft nicht immer der billigste Anbieter den Zuschlag bekommen. Ähnlich wie in Frankreich -- wo rund ein

Drittel der Auftragsve­rgaben an regionale oder lokale Herkunft gebunden sei – könne man auch in Deutschlan­d dann auf besonders umweltfreu­ndlich gefertigte Erzeugniss­e setzen. Das würde auch Kernkompet­enzen in der Forschung und Entwicklun­g beim Thema Erneuerbar­en Energien sichern. Nach Berlin waren auch Vertreter von Forschungs­einrichtun­gen geladen. Jork Beßler, studierter Volkswirt, wird neuer Geschäftsf­ührer der Deutschen Rentenvers­icherung Mitteldeut­schland. Auf Vorschlag des Vorstandes hat die Vertreterv­ersammlung den 49-Jährigen gewählt. Beßler ist die Arbeit bei einem Rentenvers­icherungst­räger nicht unbekannt. So hat er von 1995 bis 2004 bei der Landesvers­icherungsa­nstalt Sachsen-Anhalt gearbeitet und dabei auch die Fusion der drei Anstalten ( Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen) mit vorbereite­t.

Gespräche mit Brüssel geplant

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