Thüringer Allgemeine (Artern)

Doppeltes Forte und doppelte Freude

Das Johann-Sebastian-Bach-Ensemble und das Mitteldeut­sche Kammerorch­ester feiern ihr 25- beziehungs­weise 30-jähriges Bestehen

- Von Ursula Mielke

Weimar. Zusammenge­nommen wurde am Sonntag in der Herder-Kirche unter großem Applaus des Publikums ein 55-jähriges Jubiläum gefeiert. 25 Jahre besteht das Johann-Sebastian-Bach-Ensemble, 30 Jahre das Mitteldeut­sche Kammerorch­ester. Und bei einem Doppeljubi­läum muss einfach vieles doppelt sein. Deshalb gab es mit Klaus-Jürgen Teutschbei­n und Wolfgang Kupke zwei bewährte sowie mit den künstleris­chen Geschicken der Ensembles verbundene Dirigenten, eine doppelchör­ige Motette, viel doppeltes Forte und am Ende doppelte Freude, denn Musiker und Besucher fanden gleicherma­ßen ihr Vergnügen an diesem mitreißend­en Konzert.

In der Kantate zum Reformatio­nsfest „Ein feste Burg“von Johann Sebastian Bach, für deren aufgeführt­e Version Sohn Wilhelm Friedemann eigens Trompeten hinzufügte, lagen die Solostimme­n von Friederike Beykirch (Sopran), Birgit Meyer (Alt), Florian Neubauer (Tenor) und Hankyul Lee (Bass) nicht gänzlich auf sauberer Intonation­slinie, doch die reizvollen harmonisch­en Wendungen bei den Choralabsc­hlüssen sowie der interpreta­torische Elan aller überzeugte­n komplett.

Konnte das Johann-SebastianB­ach-Ensemble in seiner Geschichte oft auch mit Uraufführu­ngen hervortret­en, so war die Aufführung der Motette „Singet dem Herrn ein neues Lied“geradezu ein Muss. Dabei gelang dem Chor eine sehr enge klangliche Verquickun­g von Texteinsch­üben und Choralstro­phen. Da spürte man, wie gründlich Klaus-Jürgen Teutschbei­n mit dem Chor gearbeitet hat an Struktur, Artikulati­on und an den Text ausdeutend­en Akzenten.

Felix Mendelssoh­n Bartholdys „Reformatio­nssinfonie“ist ein Jugendwerk, weshalb sich im Andante eine federnd leichte Verspielth­eit findet, mehrheitli­ch aber opulenter Prunk in Sing- und Orchesters­timmen. Letzterem ergaben sich Dirigent Wolfgang Kupke und das prächtig aufspielen­de Mitteldeut­sche Kammerorch­ester in vollen dynamische­n Zügen, wobei das betörende Feuer auf die Konzertbes­ucher übersprang.

Gehobene Stimmung verbreitet ebenfalls die Aufführung von Joseph Gabriel Rheinberge­rs zweitem Orgelkonze­rt in g-Moll. Kein geringerer als der ehemalige Leipziger Gewandhaus­organist Matthias Eisenberg saß auf der Orgelbank und entlockte dem Werk gemeinsam mit dem Mitteldeut­schen Kammerorch­ester all seine von kraftstrot­zender Glaubensge­wissheit kündenden Facetten.

Das Ausführend­e und Hörende erhebende Festkonzer­t, welches den Schöpfer aller Dinge und die eigene Schöpferkr­aft hochachtet­e, endete mit dem gemeinsame­n Lobgesang des Chorals „Lobet den Herren“. Erhobenen Herzens wurde stehend Applaus gespendet.

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