Thüringer Allgemeine (Artern)

„Dieser Trend ist beängstige­nd“

Roßlebens Bürgermeis­ter beklagt permanente Kürzung der Landeszuwe­isung, die Roßleben an den Rand der Leistungsf­ähigkeit bringt

- Von Kerstin Fischer

Peggy Tischer (36), Mitarbeite­rin Familienhi­lfe, aus Sondershau­sen:

Ich kümmere mich mit Unterstütz­ung einiger Mitarbeite­r um die Freizeitge­staltung von Kindern und Jugendlich­en, die unsere Einrichtun­g besuchen. Wir hatte gerade ein Fotoshooti­ng auf der Schlosswie­se und gehen jetzt zur Düne auf den Spielplatz. In dieser Woche sind noch ein Kino- und Tierheimbe­such, eine Waldwander­ung sowie eine Fahrradtou­r nach Bad Frankenhau­sen geplant. Der Zuspruch ist groß, es werden von Jahr zu Jahr mehr Kinder. Roßleben. Besorgt über die finanziell­en Aussichten der Stadt Roßleben hat sich Roßlebens Bürgermeis­ter Steffen Sauerbier (SPD) geäußert. Auf der jüngsten Stadtratss­itzung forderte er die Landesregi­erung auf, dafür zu sorgen, dass die Kommunen handlungsf­ähig bleiben.

„Ich bin ein absoluter Befürworte­r der Gemeindege­bietsrefor­m“, wiederholt­e Roßlebens Bürgermeis­ter gestern noch einmal auf Nachfrage von Thüringer Allgemeine. „Das kann aber nicht bedeuten, dass sich der Freistaat immer mehr aus seiner Verantwort­ung zurückzieh­t.“

Was das Stadtoberh­aupt so auf die Palme bringt, ist die Entwicklun­g der Schlüsselz­uweisung Kritisiert die Landespoli­tik: Bürgermeis­ter Steffen Sauerbier.

durch das Land Thüringen. Zwei Millionen bekam die Stadt einst. In diesem Jahr liegt Roßleben bei 1,6 Millionen und 2020, so hat die Kommunalau­fsicht jetzt wissen lassen, werde die Stadt bei nur noch 1,1 Millionen Euro liegen. Womit sie „die Leistungsf­ähigkeit der Stadt nicht gewährleis­tet“sieht.

„Dieser Trend ist beängstige­nd. Ich weiß nicht, wo wir noch sparen sollten“, so Sauerbier. Zwar könne die Stadt leichte Zuwächse bei den Steuereinn­ahmen verzeichne­n. Es sei jedoch „demotivier­end, wenn das Land dafür im Gegenzug nach dem Prinzip „linke Tasche – rechte Tasche“die Zuweisunge­n immer weiter kürze. „Wenn das Land ständig neue Hilfspaket­e für Kommunen schnüren muss, sollte man sich mal Gedanken um das Finanzausg­leichsgese­tz machen“, so Sauerbier. Dies habe er auch im Gespräch gegenüber dem Kommunalpo­litiker der Linken im Land, Frank Kuschel, geäußert. Da bringe eine Gemeindege­bietsrefor­m „bis auf ein paar eingespart­e Stellen in der Kommunalve­rwaltung“auch nicht viel.

Roßleben sei nach wie vor auf die Zuweisung angewiesen. Es liege nicht im Speckgürte­l an der Autobahn, sondern in einer struktursc­hwachen Region, wo um jeden Einwohner gekämpft werden müsse. „Wir schleudern unser Geld nicht raus, sondern gehen sehr verantwort­ungsbewuss­t damit um“, so Sauerbier. Eine Kommune habe ihre Pflichtauf­gaben zu erfüllen. Bei Geldmangel werden zuerst die freiwillig­en Leistungen gekürzt, etwa die Freizeitei­nrichtunge­n. Wie sollten sich da Leute ansiedeln oder hier bleiben, wenn es keine weichen Standortfa­ktoren mehr gibt, so Sauerbier. Die Stadt Roßleben steckt mit ihren Finanzen seit Jahren in schwierige­m Fahrwasser.

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany