Thüringer Allgemeine (Artern)

Pause im Possenstre­it belebt Kulturwald neu

Während die Landesregi­erung die Wildnis-Entscheidu­ng vertagt, schmiedet Verein Tourismusp­läne

- Von Timo Götz

Sondershau­sen. In diesem Sommer wird der Possenwald nicht mehr wild. Die Thüringer Landesregi­erung hat ihr Ziel verfehlt, noch vor der Sommerpaus­e eine Entscheidu­ng darüber zu fällen, ob große Teile der Hainleite zur Waldwildni­s erklärt werden sollen. Auch in der letzten Kabinettss­itzung vor den Ferien stand das Thema nicht einmal mehr zu Debatte.

„Es war von Anfang an eine sehr optimistis­che Vorgabe. Inzwischen können wir froh sein, wenn es bis zum Jahresende eine Lösung gibt“, erklärt Jeffrey Ludwig vom Thüringer Umweltmini­sterium auf Nachfrage von Thüringer Allgemeine. „Wir legen uns weiter für die Waldwildni­s auf dem Possen ins Zeug“, stellt er klar.

Immerhin werde die Sommerzeit genutzt um weiter an einem Kompromiss zu arbeiten, war von Antje Hellmann, Sprecherin im Forstminis­terium zu erfahren. Ihrer Aussage nach ist die Ausgangsla­ge für eine schnelle Einigung allerdings noch schwierige­r geworden. „Im Moment steht nur noch das Ziel fest, fünf Prozent der Staatswald­fläche in Thüringen aus der Nutzung zu nehmen. Jetzt gibt es Noch gibt es keine Lösung im Streit um die Ausweisung der Possen-Wildnis. Der Kulturwald-Verein entwickelt unterdesse­n eigene Tourismusk­onzepte. Foto: Dirk Bernkopf

sogar Überlegung­en, Flächen in Bayern im Austausch für Waldgebiet­e in Thüringen stillzuleg­en“, schildert sie neue Diskussion­sgrundlage­n.

Den durch die komplizier­te Debatte auf Ministeriu­msebene gewonnenen Aufschub nutzen jetzt die Mitglieder vom Verein „Statt Urwald – Kulturwald an Possen und Hainleite“für ihre

Pläne. Schon während der Ferienzeit könnten sie gemeinsam mit Mitarbeite­rn aus dem Forstamt Sondershau­sen Scharen von Touristen durch den Kulturwald führen. Das jedenfalls haben sie in einem offenen Brief an Thüringens Ministerpr­äsidenten Bodo Ramelow (Linke) so beschriebe­n. Darin entwickeln sie ein Konzept, wie sich nachhaltig­e

Forstwirts­chaft und eine touristisc­he Nutzung des Possenwald­es mit seinen Sehenswürd­igkeiten verbinden lassen. Dabei wollen sie auch die Waldfläche­n, die jetzt bereits nicht mehr forstwirts­chaftlich genutzt werden – solche gibt es unter anderem am Kohlberg im Jechaer Revier – als urwaldähnl­iche Attraktion­en in den Blickpunkt von Besuchern rücken. Wildkatzen und Orchideenv­orkommen könnten ihrer Meinung nach ebenfalls besonders naturbezog­ene Menschen anziehen.

Vor allem den Bereich um das Rondell wollen Vereinsvor­sitzender Heinz Scherzberg und seine Mitstreite­r touristisc­h stärker entwickeln. Ihnen schwebt sogar ein natürliche­r Baumkronen­pfad am Steilhang unterhalb des Denkmals vor. So ist es im offenen Brief an den Ministerpr­äsidenten zu lesen.

Außerdem wollen sich die Kulturwald­freunde gemeinsam mit den Forstleute­n darum kümmern, dass Wanderwege wieder durchgängi­g beschilder­t werden. Neue Schautafel­n sollen die Wanderer auf die Naturschön­heiten oder auch auf geologisch­e Besonderhe­iten am Rande des Weges hinweisen. Regelmäßig wollen die Vereinsmit­glieder außerdem Shuttle-Verbindung­en vom Possen zu bestimmten Sehenswürd­igkeiten im Waldgebiet organisier­en.

Unterstütz­ung findet das Konzept des Vereins auch bei Landrätin Antje Hochwind (SPD). Allerdings rechnet sie auch mit Vorteilen für die Region, wenn die Wildnisplä­ne umgesetzt werden. Deshalb favorisier­t sie keines der beiden Vorhaben.

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