„Die heißeste Band der DDR“
Klaus Renft – der Gründer der gleichnamigen Musikgruppe – wäre am Freitag 75 Jahre alt geworden
Frank Meyer schreibt über Klaus Renft, der am Freitag 75 Jahre alt geworden wäre.
Der Letzte macht das Licht aus, so hieß es Ende der 70er. Der Druck des Maulkorbs war unerträglich geworden. Einige der Großen aus dem Kulturbetrieb hatten die DDR verlassen. Zu denen, die sich gelegentlich zu bellen trauten, gehörten Klaus Renft und seine Band. Lebte er noch, so würde er am 30. Juni 75. Geburtstag feiern.
1958 in Leipzig als Schülerband gegründet, gab es 1963 ein erstes Verbot. (...) Die Band benannte sich um in „Buttlers“. Das „The“davor durfte nicht sein, weil es zu westlich klang. Die Buttlers – als Auslöser der Leipziger Beat-Krawalle 1965 ebenfalls verboten – durften seit 1967 wieder als Klaus Renft Combo auftreten. Es begann, wie Klaus Renft in seinen Tagebüchern schreibt, ein Wandeln zwischen SingeBewegung der FDJ und Rockmusik. Renft entschied sich für Rock und wurde mit den kritischen Texten Gerulf Pannachs zugleich ein Hoffnungsträger für viele, die auf ein Nachgeben der Oberen hofften. (...) Es kam anders: „Wir sind der Meinung, dass Sie mit Ihren Texten die Arbeiterklasse der Deutschen Demokratischen Republik beleidigen und dass Sie die Schutzund Sicherheitsorgane diffamieren ...“, hieß es in der Begründung für ein weiteres Verbot im Jahre 1975. Es sollte das letzte sein. Manch einer, der damals vor dem letzten Verbot in Renft den Widerstand sah, zog die Stirn kraus, wenn er Texte hörte, die einer FDJ-Singegruppe besser zu Gesicht gestanden hätten. „Dass der Geist der Kommune dem Genossen Schild und Schwert ist…“oder „Chilenisches Metall“. (...) Solche „Sprünge“waren Ausdruck des Zwiespalts, der Zerrissenheit, unter der Künstler (und nicht nur Künstler) in der DDR allzeit zu leiden hatten. (...)
Renft – wie sich die Gruppe am Ende nannte – wild, laut. Man soff, nicht nur in den Pausen. Für viele die Stones der DDR... Der „Spiegel“schrieb: „Renft war die heißeste Rockband, die die DDR jemals hervorbrachte .“
Der Gründer und Band-Chef, Klaus Renft, starb am 9. Oktober 2006 an den Folgen einer Krebserkrankung. (...) In seinen Tagebüchern begegnen wir dem nachdenklichen, zudem einem geradezu lyrischen Renft. In einer längeren Passage, Eintrag vom 12. 8. 73, setzt er sich in Lyrik und Prosa mit den „Kümmerern“dieser DDR-Gesellschaft auseinander. „Du hast es doch immer gut gehabt“. Gedanken, die die ganze Misere des Systems umreißen, das diese Zeit in diesem Land beherrschte. Wir kümmern uns um euch, wir sorgen für euch, dafür müsst ihr uns lieben. Die Sorgsamen, deren Sorge in Wirklichkeit stets die Angst vor dem eigenen Volke war, das man unter permanenter Kontrolle wissen wollte. Ostrock-Legende Klaus Renft.
Von Seite zu Seite erleben wir einen Renft, wie man ihn wohl eher weniger auf dem Schirm hatte. Man wundert sich bei all der Lyrik, die aus den Tagebüchern spricht, dass Renft nicht selbst Texte schrieb. (...) Der politische Renft. Er wollte den Ausgleich mit den Mächtigen. Die Erfolge vor, bei und nach den X. Weltfestspielen der Jugend 1973 wertete er als einen Durchbruch für die Band. Vielleicht Foto: Andreas Weihs
meinte er, man könne sich nun auch ein wenig mehr erlauben. Er wollte die Bonzen nicht schocken. (...) Er dachte nach über die vielen Unzulänglichkeiten des Systems. Ob er es verändern oder gar bekämpfen wollte, das ist hingegen nicht zu erkennen. Dennoch war er kein Stiefellecker des politischen Establishments der DDR. Er war nicht wie andere, die sich mit aufgesetztem Gehorsam ein Stück mehr Freiheit am Müggelsee, in Kleinmachnow oder anderswo erschlichen und in ihren Villen heimlich und entspannt dieselben Bonzen verhöhnten. Wohl eher war er ein Getriebener zwischen zwei Fronten. Zwischen den Funktionären..., deren „Ja“man benötigte, wollte man auf die volkseigenen Bühnen, und den Hitzköpfen und Fans ..., die den Spott vorzogen. (...)
Zwischen FDJ-Gesang und Rockmusik
Er wollte die Bonzen nicht schocken
Musikredakteur beim Rias
Der naive Renft, der nach dem letzten Verbot der Band 1975 einen Brief an den „Genossen Honecker“schrieb und nach einem Zwischenbescheid geradezu jubelt: „...es ist nicht so, dass man in der DDR nur durch Arschkriechen und Maulhalten existieren kann…“(...) Man half ihm nicht. Dann ging er. Im Mai 1976 nach West-Berlin, mit seiner griechischen Ehefrau. (...)
Bemerkenswert ist, dass Klaus Renft bereits vor Biermann die DDR verließ. Freunde halfen ihm im Westen. Es ging ihm besser als anderen, die in den Folgejahren die „Saiten wechselten“. Er war Musikredakteur beim Rias, später, bis 1990, Inspizient und Tonmeister am Renaissance-Theater Berlin.
Die ARD produzierte mit ihm 1976/ 77 den Film „Saitenwechsel“, der am 12. 8. 1977 ... zu bester Sendezeit ausgestrahlt wurde. Im Film spielt er sich selbst. Musikalisch kam er nicht wieder auf dieselben Beine, auf denen er einst stand. Die Bedingungen hatten sich verändert.
Klaus Renft nahm prägenden Einfluss auf die Rockmusik der DDR. Das bleibt von ihm, und die Songs, die „Guten“wie die „Bösen“.
Um das Thema Altersvorsorge für Frauen geht es beim TATelefonforum am Donnerstag von bis Uhr. Es antworten Susanne Widmann (Versicherungsexpertin der HUK-Coburg), Ilona Thrän (Versicherungsexpertin der Verbraucherzentrale Thüringen) und Patrick Meisel (Rentenversicherungsexperte der Deutschen Rentenversicherung Mitteldeutschland). Insgesamt Läufer haben am Rennsteigstaffellauf teilgenommen. Foto: Sascha Fromm Scannen Sie einfach den Code ein und sehen Sie mehr Bilder. Sollten Sie keine passende App haben, versuchen Sie es mit QR Droid (Android) oder QR Code Scanner (iPhone).