Berlin 1987: Kalter Krieg auf Rädern
Ein Blick zurück auf die Tour-Starts
Düsseldorf. Der Grand Départ, was übersetzt der große Start heißt, ist der Auftakt der 104. Tour de France am Wochenende in Düsseldorf. Schon 1965 in Köln, 1980 in Frankfurt und 1987 in Berlin wurden die besten Radprofis der Welt aus Deutschland auf die Tour der Leiden geschickt. Wir blicken zurück auf die drei Stationen.
1965 in Köln: Die Kölner machten das, was sie am besten können: die Feste feiern, wie sie fallen. Vor dem Kölner Dom versammelten sich die besten Radprofis der Welt, um von Joseph Kardinal Frings vor dem Rennen mit 22 Etappen über 4177 Kilometer noch mit einem Segen gestärkt zu werden.
1980 in Frankfurt: Der 7,6 Kilometer lange Prolog in der Frankfurter Innenstadt sollte die große Show des Didi Thurau werden. Er wurde aber nur Fünfter. Dann fiel der blonde Engel, gab auf und musste stattdessen gegen Doping-Verdächtigungen kämpfen.
1987 in Berlin: Drei Millionen Mark berappte der Berliner Senat anlässlich der 750-Jahr-Feier der Stadt für den Tour-Start. Aber die Marketing-Aktion entwickelte sich zu einem Kalten Krieg auf Rädern. Jenseits der Mauer explodierte in der noch geteilten Stadt DDR-Sportchef Manfred Ewald und sprach von „Versuchen gewisser reaktionärer westlicher Kreise, durch große Manifestationen in West-Berlin den Wert der 750-Jahr-Feier in Berlin als Hauptstadt der DDR herabzumindern“. Der Wunsch der Tour-Organisatoren, eine Etappe durch die DDR zu führen, wurde vom SED-Sekretär Egon Krenz abgelehnt. Den Prolog gewann der Holländer Jelle Nijdam. (thole) Gedränge vor dem Brandenburger Tor. Foto: AP Content