Nistkästen für Wanderfalken
Bahn investiert in grüne Achse zwischen Berlin und München. Tiere werden umgesiedelt und neue Bäume gepflanzt
Goldisthal. Die neue ICE-Trasse durch den Thüringer Wald ist für die Bahn nicht nur das größte Infrastruktur-, sondern auch das größte Naturschutzprojekt ihrer Geschichte.
„Wir haben eine grüne Achse zwischen Berlin und München geschaffen“, versicherte BahnUmweltchef Andreas Gehlhaar. Ziel der Planer sei es von Anfang an gewesen, trotz der unvermeidlichen Eingriffe in die Natur die Lebensräume von Tieren und Pflanzen bestmöglich zu erhalten. Dafür habe die Bahn seit dem Baubeginn inzwischen etwa 200 Millionen Euro in den Umwelt- und Naturschutz entlang der Trasse investiert.
Projekt auf Fläche von 5500 Fußballfeldern
„Wir haben unter anderem mehr als 600 000 Bäume neu gepflanzt, sprechen über eine Brücke, die mit grüner Hightech gebaut worden ist, über die Renaturierung des Mains, gezielt weidende Schafe zum Erhalt von Orchideenwiesen oder neue Habitate für geschützte Echsen, Vögel und Fledermäuse“, sagte Gehlhaar am Fuße der Ilmtalbrücke bei Langewiesen im Ilmkreis. Dort hatten während der Bauzeit Wanderfalken auf der Plattform genistet. Damit erzwangen die Tiere nicht nur einen zeitlich befristeten Baustopp. „Wir haben Nistkästen für die Wanderfalken an der Brücke angebracht“, berichtete Christoph Mitulla, der Umweltverantwortliche der Bahn für die Neubaustrecke durch den Thüringer Wald.
Auf einer Fläche von rund 4000 Hektar, das entspricht 5500 Fußballfeldern nach FifaStandard, wurden entlang der Neubautrasse Landschaften renaturiert und neue gestaltet, sagte Mitulla.
Bei der längsten Eisenbahnbrücke Europas, der Saale-Elster-Talbrücke, wurden die Brückensegmente aus der Luft eingehoben, um die darunterliegende Auenlandschaft zu schonen.
„Wir setzen bei der Bahn rund 12 000 Umweltschutzprojekte um“, ergänzte Gehlhaar. Von den erwähnten Nistplätzen für Falken reiche die Palette der Maßnahmen über Wildpferde in Hanau bis zum bundesweitem Projekt „Bienen für die Bahn“. Aber auch die Vegetationskontrolle an den Gleisen stehe im Stammbuch. „Mit anderen Worten: Vom großen internationalen Klimaschutz bis zur lokalen Honigbiene reicht das Portfolio im Umweltbereich der Deutschen Bahn“, so Gehlhaar.
Neben dem Umwelt- sei auch der Lärmschutz ein wichtiger Baustein zur Akzeptanz dieser Trasse. Daher habe man an dieser entlang auf rund 100 Kilometern Strecke im Zuge des Projektes Lärmschutzwände errichtet.
Spezielle Aufsätze an den Tunnelportalen sorgen zudem dafür, dass der sogenannte Tunnelknall – hervorgerufen durch die Druckwelle, die ein Zug im Tunnel vor sich herschiebt – erst gar nicht entsteht. „Damit sorgen wir dafür, dass Anwohner – Menschen und Tiere – auch in Zukunft ruhig schlafen können“, versicherte Gehlhaar.
Entstanden sind laut Mitulla auch Höhlen für Fledermäuse und Schutzgebiete für Vögel und Echsen. An der Unstruttalbrücke zwischen Erfurt und Halle weiden Schafe zur regelmäßigen Pflege der dortigen Orchideenwiesen.
In neu angelegten Nebenarmen von Gewässern entstanden Lebensräume für Amphibien, Wildpferde haben auf Magerwiesen bei Erlangen ein neues zu Hause gefunden. Renaturierte Flussläufe des Mains und anderer Flüsse sowie Flutmulden zur Aufnahme von Hochwasser leiten einen langfristigen ökologischen Beitrag zum Erhalt der Landschaften.
Betreut werden müsse alle diese Maßnahmen laut Mitulla solange es die Strecke gibt.