Reclams Archiv bei den Schwaben
Zwar lebt der Geist des großen Verlagshauses in Leipzig noch ein wenig fort, auch wenn die Produktion schon vor mehr als zehn Jahren eingestellt wurde. Die Reclam-Niederlassung mit zuletzt vier Mitarbeitern wurde im Frühjahr 2006 geschlossen. Das war ein harter Schlag für die Stadt, in der der Reclam-Verlag 1828 gegründet wurde und die sich so gern als Buchstadt vermarktet. Geblieben sind die Reclamstraße, das Reclam-Gymnasium und das Reclam Carrée als Bürokomplex im alten grafischen Viertel.
Als im Oktober 2003 die 175-jährige Geschichte des Verlages gefeiert wurde, da galt Reclam noch als sicherer Hafen. Die Verlagsspitze in Stuttgart war optimistisch. Die gelben Bücher werde es ewig geben. Dazu noch die Spürnase der Leipziger Lektoren. Man muss sich nur erinnern an Robert Schneiders Roman „Schlafes Bruder“, der von 24 Verlagen abgelehnt wurde, um im Jahre 1992 bei Reclam zum Welterfolg zu werden. Von dem Ruhm ist nicht viel geblieben.
Jetzt kommt Reclam endgültig ins Museum. Das Deutsche Literaturarchiv Marbach will das Reclam-Verlagsarchiv. „Das Archiv des Reclam Verlages ist eine Schatzkammer literaturhistorischer Erkenntnisse, deren Reichtum uns selbst überrascht hat“, sagte Literaturarchiv-Direktor Ulrich Raulff laut Evanglischem Pressedienst. Der Bestand spiegele die gesamte deutsche Literatur des 20. Jahrhunderts wider. Der Bund unterstützt den Ankauf des Reclam-Verlagsarchives mit etwa 12 000 Euro.
Es ist schade, dass es in Leipzig offenbar kein Interesse für das Verlagsarchiv gibt. So zeigt sich ein weiteres Mal, wie aufgesetzt das Image der Buchstadt ist.