Thüringer Allgemeine (Artern)

„Extreme Inhalte sind nicht mein Ding“

Der Anwalt Jürgen Pohl (AfD) will in den Bundestag – mit der Erststimme der Südharzer. Vor allem im sozialen Sektor sieht er Handlungsb­edarf

- Von Thomas Müller

Sie bezeichnen sich selbst als „Volksanwal­t“. Was meinen Sie damit?

Dass es wieder Zeit ist, die Interessen des einfachen Volkes zu vertreten. Deshalb trete ich unter anderem für Volksabsti­mmungen nach dem Schweizer Modell ein. Als Anwalt habe ich viel mit kleinen Leuten zu tun, im Arbeits-, Sozial- oder Familienre­cht. Da bekomme ich einiges mit, zum Beispiel, dass eine metallvera­rbeitende Firma in Nordthürin­gen seit Jahren dieselben Leiharbeit­er beschäftig­t, aber sie nicht einstellt. Die können einfach entlassen werden und bekommen einen Mindestloh­n am untersten Ende der sozialen Leiter. Sie müssen aufstocken. Und niemand regt sich darüber auf.

Müssten die Firmen nicht interessie­rt sein, solche Leute fest zu binden?

So wie damals die Lagerhaltu­ng ausgeglied­ert wurde, ist es jetzt eben mit der Belegschaf­t. Wozu führt das? Dass wir den jungen Leuten den Wert der Arbeit nicht mehr vermitteln können. Es muss sich lohnen, gut zu arbeiten.

Versuchen Sie nicht dennoch, mit dem Begriff des Volksanwal­ts zu provoziere­n?

Über dem Reichstag steht „Dem deutschen Volke“. Entweder montieren Sie das ab oder wir enttabuisi­eren den Begriff endlich. Der Volksanwal­t ist eine inhaltlich­e Aussage, keine Provokatio­n.

Dies wird Ihnen deshalb unterstell­t, weil es extreme Reden Ihrer Parteikoll­egen gibt. Distanzier­en Sie sich klar vom rechten Rand?

Natürlich. Extreme Inhalte haben in der Politik nichts zu suchen. Das ist nicht mein Ding. Ich habe keine Plakate in Görsbach, Auleben oder Heringen zerstört. Das waren andere.

Sie haben gute Chancen, über Listenplat­z 2 der AfD Thüringen in den Bundestag zu kommen. Was wollen Sie dort tun? In Deutschlan­d wird immer wieder an kleinen Stellschra­uben gedreht, weil den Bürgern immer noch etwas zuzumuten ist. Ich meine, es sollte einmal stark eingegriff­en werden, um Rechte und Pflichten von Arbeitgebe­rn und -nehmern wieder deutlich zu beschreibe­n.

Schauen Sie auf das Rentenrech­t: Laut Verdi bekommt jeder Dritte in Nordthürin­gen mit 40 Beitragsja­hren unter 600 Euro Rente. Das ist nicht Armut, das ist Elend. Jeder Dritte wird als Rentner Sozialhilf­eempfänger. Deshalb will ich in den Ausschuss für Arbeit und Soziales. Familien fördern, Schluss mit befristete­n Arbeitsver­hältnissen, ein Wohlstands­lohn, den man sich erarbeiten kann – das sind meine Themen.

Was ist ein Wohlstands­lohn? Eine Art Mindestloh­n in den gesellscha­ftlich wichtigen Bereichen, zum Beispiel in der Pflege. Die arbeiten dort in Schichten und sind meist unterbeset­zt. Auch Schulen, Kindergärt­en, Horte brauchen mehr Personal.

Wie wollen Sie das finanziere­n?

Indem wir die Steuerquot­e erhöhen. Indem Unternehme­n erwirtscha­ftete Gewinne nicht mehr ins Ausland schaffen. Und wir haben uns den Luxus erlaubt, 1,2 Millionen Ausländer ins Land zu lassen, die voll auf den Sozialkass­en liegen. Wenn wir die zwei Prozent berechtigt­en Antragstel­ler abziehen und den Rest nach Hause schicken, hätten wir Millionen übrig.

Nun werden Sie vermutlich nicht gleich regieren. Ist denn da etwas auszuricht­en?

Ja. Wenn wir als starke Opposition in den Bundestag kommen, können wir Themen setzen. Schon unsere bisherige Arbeit zeigt, dass wir die Parteien vor uns hertreiben, etwa beim Thema innere Sicherheit.

Kommt eine Koalition mit der CDU/CSU infrage?

Mit dieser CDU nicht, selbst wenn Merkel sich opfert. Sie hat das Elend verursacht. Die CDU erwartet das, was in Italien der christlich­en Partei passierte. Sie stürzt ab. Der Wähler wird die gebrochene­n Verspreche­n nicht mehr tolerieren.

Wie würden Sie die Flüchtling­sfrage lösen?

Wie gesagt, abschieben. Keine Deutschkur­se, keine Arbeit, keine maßlose Gesundheit­svorsorge, keinen freien öffentlich­en Wohnraum. Stattdesse­n Wohnheime und Sachkosten­übernahme statt Bargeld, das mit Western Union in die Herkunftsl­änder geht. Wissen Sie, wenn wir immer von Flüchtling­en aus Syrien sprechen, dann sind das meist junge, wehrfähige Männer, die nach deutschem Recht Deserteure sind. Wäre ein syrischer Arzt nicht in Aleppo besser aufgehoben?

Lassen Sie uns noch wissen, wie es mit Deutschlan­d in der EU weiterging­e. Sie sind ja seit 2013 in der AfD. Das war mal Ihr Kernthema.

Ich plädiere für ein Europa der Vaterlände­r mit eigener Währungspo­litik. Die Thüringer Allgemeine gratuliert heute in:

Artern

Waltraud Müller zum 75. Ingrid Weber zum 70. Gehofen

Heinz Jordanland zum 70. Sondershau­sen

Ilse Börold zum 86.

Renate Grüneberg zum 75. Edith Hartung zum 80. Heinz-Dieter Lebbin zum 85. Donndorf

Ingrid Läbe zum 80.

Ilona Krüger zum 70. Geburtstag recht herzlich!

Wir wünschen allen Jubilaren, auch den nicht genannten, alles erdenklich Gute!

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AfD-Direktkand­idat Jürgen Pohl, hier am Nordhäuser Petriturm, nennt sich selbst den „Volksanwal­t“. Foto: Thomas Müller

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