Thüringer Allgemeine (Artern)

Teich am Wald gibt Vorbild für kultiviert­e Haldenland­schaft

Neues Besucherze­ntrum an der Schachtstr­aße. Weniger als die Hälfte der Kali-Abraumberg­e ist bereits begrünt

- Von Timo Götz

Sondershau­sen. Sanft steigt der frisch bewaldete Hang der alten Kali-Halde gleich hinter dem noch leeren Becken für den neuen Teich an. Von Naturstein umsäumt soll das künstliche Gewässer vor der aus Bergwerksa­bfällen, Abrissschu­tt und Mutterbode­n modelliert­en HügelKulis­se Besuchern vor Augen führen, wie malerisch die Landschaft hier am Nordrand von Sondershau­sen einmal aussehen könnte. Auch wenn der Steilhang kurz vor dem Haldengipf­el immer noch an die Flanke eines Mondkrater­s erinnert.

In wenigen Tagen werde der Teich als Attraktion vom neuen Besucherze­ntrum auf dem Betriebsho­f der Gesellscha­ft für Haldenbewi­rtschaftun­g (Habes) an der Schachtstr­aße fertig sein, verspricht Haldenbetr­iebsführer Frank Schneider. „Am Samstag will ich mit den Kollegen anbaden“, scherzt er.

Wie seit mehr als 25 Jahren daran gearbeitet wird, mehr als 24 Millionen Kubikmeter extrem salzhaltig­en Abraum unter einer Decke aus lebendigem Grün sicher zu verstauen, erfahren Besucher jetzt auch auf neu aufgestell­ten Schautafel­n. „Darauf können wir auch Kindern schön zeigen, was wir hier eigentlich tun müssen, bevor auf der Halde Wald wachsen kann“, erklärt Schneider. Wegen neuer Sicherheit­svorschrif­ten dürfen während der Betriebsze­iten keine Besuchergr­uppen mehr über das Haldengelä­nde geführt werden, damit sich die Gäste selbst ein Bild von den Rekultivie­rungsarbei­ten machen könnten. „Solche Exkursione­n haben wir früher mit Schulklass­en unternomme­n. Und die kommen nun mal leider nicht an Wochenende­n.“

An Werktagen herrscht allerdings auch oft reger Verkehr auf den kilometerl­angen Pisten, die sich über die 77 Hektar große Haldenober­fläche ziehen. Bis zu 100 Laster, meistens große Kipper mit 40 Tonnen Gewicht donnern hier pro Tag die Hänge hinauf und hinab. Und selbst auf den 22 Hektar, die bereits mit Bewuchs versiegelt sind, ist es in den Sommermona­ten selten ruhig. Beinahe Tag für Tag drehen hier große Rasenmäher ihre Runden. Die im Alpenland Schweiz beschaffte­n Maschinen schnippeln mühelos Gras auch auf den steilsten Wiesenhäng­en. und schlängeln sich durch die engen Reihen junger Bäume.

Auf dem größten Teil der Haldenfläc­he aber gedeiht noch kein Strauch. Erst auf 47 Prozent ist der salzige Abraumberg so dick abgedeckt, dass darauf Wald wachsen kann. „Ein dichter Bewuchs bietet den besten Schutz davor, dass zu viel Salz ins Grundwasse­r gelangt. Die Pflanzen sorgen dafür, dass der größte Teil des Niederschl­agswassers gleich im biologisch­en Kreislauf aufgefange­n wird“, beschreibt Schneider das Prinzip der Haldenreku­ltivierung. „Ziel ist es, weniger als zehn Prozent vom Regen bis zum Salz durchdring­en zu lassen.“Das gelinge auf Flächen, die vor gut 15 Jahren aufgeforst­et wurden, bereits. Außerdem hätten sich auf dem geschützte­n Haldengelä­nde Rückzugsge­biete für Tiere entwickelt. „Hier leben Zauneidech­se und Rebhühner, über den Hängen sind oft mehr Falken zu sehen als in vielen naturbelas­senen Landschaft­en“, erzählt Schneider.

 ??  ?? Haldenchef Frank Schneider bespricht mit Mitarbeite­rin Pia Teichmann die letzten Arbeiten am Teich vom Besucherze­ntrum an der Schachtstr­aße. Foto: Henning Most
Haldenchef Frank Schneider bespricht mit Mitarbeite­rin Pia Teichmann die letzten Arbeiten am Teich vom Besucherze­ntrum an der Schachtstr­aße. Foto: Henning Most

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