Von Briefkasten zu Briefkasten
Hochachtung für Zusteller, die bei jedem Wetter ihre Arbeit verrichten
Neulich war ich in einem Wohngebiet unterwegs, um Flyer für eine bestimmte Aktion zu verteilen. Mein Plan, eine gute Stunde frische Luft schnappen und nebenbei ruck, zuck die Flyer in die Briefkästen stecken, stellte sich als naiv heraus. Am schnellsten waren die Flyer in den praktisch am Hauseingang der großen Mietshäuser einer Genossenschaft angebrachten Briefkästen verteilt.
Weiter ging‘s in die Straßen mit Einfamilienhäusern und Villen. Und da begann bereits die Suche nach den Briefkästen. Es gab zwar unübersehbare stromlinienförmige Edelstahlungetüme, die gut erreichbar aufgestellt waren, aber an manchen Häusern und Grundstücken waren auf den ersten und zweiten Blick scheinbar keine Briefkästen vorhanden.
Unverdrossen suchte ich und fand schließlich Einwurfschlitze in Haustüren, oder der Kasten befand sich neben dem Hauseingang angebracht. Das Begehen von Privatgrundstücken verursachte ein mulmiges Gefühl im Magen, besonders wenn an der Gartentür das Schild „Hier wache ich“angebracht war. Einige Briefkästen offenbarten zunächst nicht ihre simple Funktion. Da gab es einen gusseisernen Hydranten oder einen Metallbüroschrank leicht zu finden und zu öffnen. Während meiner Tour, die längst über eine Stunde dauerte, stieg meine Sympathie und Hochachtung für alle Post- und Zeitungszusteller, die bei jedem Wetter zuverlässig für uns tätig sind. Treppauf und -ab, Zauntüren öffnen und schließen, Einwurfschlitze oft schwer zu finden und zu öffnen – eine tägliche sportliche Herausforderung. Hut ab vor diesen fleißigen Menschen, die sicher selten ein Danke hören, weil sie ja immer schnell weiter müssen, um ihr Pensum zu schaffen und ihre zum Teil schwere Last in all diese skurrilen „Kunstwerken“unterzubringen. Diese für uns so wichtigen Menschen verdienen unseren Dank und vielleicht vor Weihnachten oder zwischendurch mal einen Blumenstrauß oder eine Schachtel Pralinen als Anerkennung ihrer von uns täglich erwarteten Dienstleistung.
Gudrun Holzapfel ist Ernährungsberaterin und gehört zur Seniorenredaktion der TA.