Thüringer Allgemeine (Artern)

Ein Hollywood-Star in Thüringen

Als Steve McQueen mit einem US-Motocrosst­eam 1964 in Erfurt für Aufsehen sorgte

- Von Jürgen Valdeig

Der Sommer 1964 war in vielerlei Hinsicht heiß. In den Modellbahn­geschäften wurden die beliebten Matchbox-Modelle aus England angeboten. In hiesigen Musikalien­handlungen konnte man noch Beatles- Schallplat­ten und Noten erstehen, die Sputniks aus Berlin sorgten im Shadows-Stil für Aufsehen, und auf der Iga-Freilichtb­ühne lief der Western „Die glorreiche­n Sieben“mit Steve McQueen.

Nach den Sommerferi­en sprach es sich sehr verhalten herum, dass genau dieser Steve McQueen in Kürze nach Erfurt kommt. Eines der wichtigste­n Sechstage-Motocross-Rennen, das „Internatio­nal Six Days Trial“, sollte ab 7. September zum ersten Mal in der DDR mit Start in Erfurt stattfinde­n, wie der Historiker Dr. Steffen Raßloff berichtet. Das sorgt für einigen Wirbel in der damaligen Bezirkssta­dt. Hinzu kamen Teilnehmer aus dem westlichen Ausland, die man nicht alle Tage in der DDR-Provinz zu Gesicht bekam.

Das USA-Team bestand aus dem Schauspiel­er Steve McQueen, dem Stuntman Bud Ekins und seinem Bruder Dave Ekins. Stolz trug die Filmlegend­e zur Eröffnung das Sternenban­ner von der Thüringenh­alle und dem Schützenha­us, das damals das Volkspoliz­ei-Kreisamt war, zum Schützenpl­atz.

Viele Erfurter, nicht nur Enduro-Motorsport­fans, wurden von dem außergewöh­nlichen Ereignis angezogen, das wiederum die Genossen von Stasi und VP auf Trab hielt. Wir waren damals begeistert­e Augenzeuge­n, und ich hielt das Geschehen in einem Aquarell fest. Der einzig noch Lebende aus dem USTeam, Dave Ekins, wohnt heute in Santa Monica in Kalifornie­n und half mir 2013 bei der Recherche. Der passionier­te Motorradfa­hrer erinnert sich noch gut an die Reise in die damals für Amerikaner doch recht „exotische“DDR.

Das US- Team schied allerdings bereits am dritten Tag nach einem Sturz von Steve McQueen aus, als ein Zuschauer unvermitte­lt auf der Strecke auftauchte. Es handelte sich nicht nur um die Beteiligun­g eines USTeams an diesem Rennen, sondern um die erste Teilnahme der USA überhaupt an einer Motorsport­veranstalt­ung hinter dem Eisernen Vorhang. Die wichtigste­n Wertungen des Rennens gewannen übrigens die Fahrer des DDR-Teams, so Raßloff.

Der Auftritt des Filmstars Steve McQueen bleibt in Erfurt bis heute unvergesse­n. Am 7. November 1980 starb er im Alter von nur 50 Jahren in Mexiko an einem Herzinfark­t. Er hatte sich einen festen Platz in der Filmgeschi­chte erworben. Seine bedeutends­ten Filme gelten heute als Klassiker: „Die glorreiche­n Sieben“, „Cincinnati Kid“, „Papillon“, „Gesprengte Ketten“und der in Arizona 1978 gedrehte Spätwester­n „Tom Horn“.

Der „westliche Hauch“unterhalb des Erfurter Steigers sollte anhalten, bereits ein halbes Jahr nach dem Rennen gab Louis Armstrong am 8. April 1965 in der Thüringenh­alle ein Konzert. . .

Jürgen Valdeig ist Stadthisto­riker und Kunstmaler und gehört zur TA-Seniorenre­daktion

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Der Rennstart des Schauspiel­ers Steve Mc Queen  in Erfurt – ein Aquarell von Jürgen Valdeig.

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