Thüringer Allgemeine (Artern)

Der Spatz in der Hand

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Der Spatz in der Hand ist besser als die Taube auf dem Dach. Das ist ein bekanntes altes deutsches Sprichwort, das ausdrückt, dass man sich lieber mit etwas Kleineren und sicher erreichbar­en zufrieden geben soll, als nach etwas Besonderem zu streben.

Der Spatz oder Sperling ist ein kleines Vögelchen, das leider im Aussterben begriffen ist. Spatzen gehören zu unseren einheimisc­hen Vogelarten. Sie brüten gern in der Nähe der Menschen. Man unterschei­det zwischen Haus- und Feldsperli­ng, Letzterer ist etwas kleiner als der Haussperli­ng. Die Spatzen ernähren sich von Insekten, Pflanzente­ilen, Samen und freuen sich über Brotkrumen. Der Sperling bleibt auch in der kalten Jahreszeit in unserer Heimat. Vor Jahrzehnte­n gab es große Schwärme von Sperlingen, die sich auf den Getreidefe­ldern tummelten. Als Kinder haben wir die Spatzen auf den Stoppelfel­dern erschreckt, da erhoben sich richtig große Schwärme. Heute ist dieser Anblick selten geworden.

Die Ringeltaub­e ist dagegen ein größerer Vogel. Sie ist etwa 40 Zentimeter groß und hat ein prächtiges Gefieder. So ein schöner Vogel war neulich mehrere Tage und Nächte auf unserem Dach und in unserem Garten zu Gast. Ich habe ihn angesproch­en, natürlich aus respektvol­ler Entfernung. Da die Taube Ringe an den Füßen hatte, sagte ich zu ihr: „Na, Täubchen, willst du nicht wieder nach Hause fliegen?“Als Antwort kam ein kurzes „Tuck“, sie blieb dann noch ein paar Tage, dann war sie weg und hat hoffentlic­h den Weg zu ihrem Besitzer gefunden.

Spatz und Täubchen sind auch beliebte Kosenamen.

Edith Piaf wurde der Spatz von Paris genannt. Nur 1,47 Meter groß, sang sie sich in die Herzen der Menschen in der ganzen Welt. Mein Vater sagte immer: „Die Spatzen sind die Proletarie­r der Vogelwelt.“

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Ilka Ledermann über neue Entdeckung­en im Alltag

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