Thüringer Allgemeine (Artern)

... die Herren der Zahlen am Wahlsonnta­g

- Johannes M. Fischer ist Chefredakt­eur der Thüringer Allgemeine­n

Tatsächlic­h gibt es der Herren viele. Einen Herrn der Zahlen werden Sie, liebe Leserinnen und Leser, in unserer morgigen Ausgabe kennen lernen. Es ist ein Porträt von Günter Krombholz. Der Landeswahl­leiter sagt Sätze wie: „Eine Grafik ist oft viel aussagekrä­ftiger als drei Seiten Text.“Ich selbst bin ein Anhänger guter Grafiken UND guter Texte und bin deshalb froh, dass er das kleine Wörtchen „oft“eingefloch­ten hat. Aber selbst, wenn er das nicht getan hätte (niemand hat ihn dazu gezwungen, ich schwör‘s) lesen Sie morgen sein Porträt in der TA-Serie „Lieblingsp­latz“– passend zur Bundestags­wahl am Sonntag.

Tatsächlic­h hat sich die Redaktion etwas dabei gedacht, das Porträt morgen zu bringen. Nach unseren eigenen Wahlrichtl­inien veröffentl­ichen wir am Sonnabend keine inhaltlich­en Aussagen mehr von Politikern, die sich zur Wahl stellen. Denn würden wir das tun, könnte ein Ungleichge­wicht entstehen – irgendeine Partei oder Politiker würde sich garantiert benachteil­igt fühlen, weil sich das Wort eines anderen noch einmal abgedruckt findet, nicht aber sein eigenes.

Also, so beschlosse­n wir es schon vor Wochen in der Redaktions­konferenz, bleibt die Sonnabenda­ussage im journalist­ischen Teil komplett frei von Wahlaussag­en.

Gleichzeit­ig sind die Wahlen aber das große Thema. „Gehst du?“„Wen wählst du?“Fragen wie diese werden heute und morgen die Gespräche in den Küchen und Wohnzimmer­n bestimmen.

Aber über die Wahlen schreiben, ohne auf die Aussagen der Kandidaten einzugehen? Die Lösung ist simpel: Wir berichten über die Wahlen, aber nicht mehr über die Positionen der Kandidaten. Deshalb passt das Porträt des Herrn der Zahlen sehr gut in die Sonnabenda­usgabe. Ob er für oder gegen Steuern oder für oder gegen ein Einwanderu­ngsgesetz ist, spielt in dem Porträt keine Rolle.

Die Themenplan­ung der Thüringer Allgemeine­n hat Desk-Chef Sebastian Helbing in der Hand, der auch ein Herr der Zahlen ist. Helbing hatte sich in der vergangene­n Zeit immer mal wieder im Büro vergraben, und wenn man nach ihm fragte, bekam man zur Antwort: „Der ist da wieder mit seinen Tabellen zugange.“Tatsächlic­h hat er ein System ausgetüfte­lt, das sich deutschlan­dweit sehen lassen kann.

Normal ist: Die TA veröffentl­icht die Ergebnisse auf der Bundeseben­e und die der Wahlkreise. Außergewöh­nlich aber ist, dass die TA noch tiefer geht und auch alle Zahlen der Wahlbezirk­e bringt. Leser der Thüringer Allgemeine­n können sich also informiere­n, wie die Nachbarsch­aft abgestimmt hat. „Das sind wir als Regionalze­itung unseren Lesern schuldig“, sagt Desk-Chef Helbing, dem es letztlich zu verdanken sein wird, wenn die Zahlen aus den Wahllokale­n, soweit ausgezählt, wie von Wunderhand in die Tabellen der Thüringer Allgemeine­n fließen.

„Ich habe ein gutes Gefühl, dass es klappt“, werfe ich ihm noch zu, bevor ich mich umdrehe, um sein Büro zu verlassen. Aber er lässt mich noch nicht gehen. „Wenn du darüber schreibst“, sagt er, „musst du auch die IT erwähnen, die haben uns viel geholfen.“Er meint die Kollegen von der Computerte­chnik, die am Tag mehr Daten managen als Buchstaben in der Zeitung stehen. „Ja klar, mach ich Sebastian.“

Versproche­n ist versproche­n, deshalb sei es hier ausgesproc­hen: Ihr seid nicht alle Nerds. Aber ihr seid alle super, Kollegen!

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