... die Herren der Zahlen am Wahlsonntag
Tatsächlich gibt es der Herren viele. Einen Herrn der Zahlen werden Sie, liebe Leserinnen und Leser, in unserer morgigen Ausgabe kennen lernen. Es ist ein Porträt von Günter Krombholz. Der Landeswahlleiter sagt Sätze wie: „Eine Grafik ist oft viel aussagekräftiger als drei Seiten Text.“Ich selbst bin ein Anhänger guter Grafiken UND guter Texte und bin deshalb froh, dass er das kleine Wörtchen „oft“eingeflochten hat. Aber selbst, wenn er das nicht getan hätte (niemand hat ihn dazu gezwungen, ich schwör‘s) lesen Sie morgen sein Porträt in der TA-Serie „Lieblingsplatz“– passend zur Bundestagswahl am Sonntag.
Tatsächlich hat sich die Redaktion etwas dabei gedacht, das Porträt morgen zu bringen. Nach unseren eigenen Wahlrichtlinien veröffentlichen wir am Sonnabend keine inhaltlichen Aussagen mehr von Politikern, die sich zur Wahl stellen. Denn würden wir das tun, könnte ein Ungleichgewicht entstehen – irgendeine Partei oder Politiker würde sich garantiert benachteiligt fühlen, weil sich das Wort eines anderen noch einmal abgedruckt findet, nicht aber sein eigenes.
Also, so beschlossen wir es schon vor Wochen in der Redaktionskonferenz, bleibt die Sonnabendaussage im journalistischen Teil komplett frei von Wahlaussagen.
Gleichzeitig sind die Wahlen aber das große Thema. „Gehst du?“„Wen wählst du?“Fragen wie diese werden heute und morgen die Gespräche in den Küchen und Wohnzimmern bestimmen.
Aber über die Wahlen schreiben, ohne auf die Aussagen der Kandidaten einzugehen? Die Lösung ist simpel: Wir berichten über die Wahlen, aber nicht mehr über die Positionen der Kandidaten. Deshalb passt das Porträt des Herrn der Zahlen sehr gut in die Sonnabendausgabe. Ob er für oder gegen Steuern oder für oder gegen ein Einwanderungsgesetz ist, spielt in dem Porträt keine Rolle.
Die Themenplanung der Thüringer Allgemeinen hat Desk-Chef Sebastian Helbing in der Hand, der auch ein Herr der Zahlen ist. Helbing hatte sich in der vergangenen Zeit immer mal wieder im Büro vergraben, und wenn man nach ihm fragte, bekam man zur Antwort: „Der ist da wieder mit seinen Tabellen zugange.“Tatsächlich hat er ein System ausgetüftelt, das sich deutschlandweit sehen lassen kann.
Normal ist: Die TA veröffentlicht die Ergebnisse auf der Bundesebene und die der Wahlkreise. Außergewöhnlich aber ist, dass die TA noch tiefer geht und auch alle Zahlen der Wahlbezirke bringt. Leser der Thüringer Allgemeinen können sich also informieren, wie die Nachbarschaft abgestimmt hat. „Das sind wir als Regionalzeitung unseren Lesern schuldig“, sagt Desk-Chef Helbing, dem es letztlich zu verdanken sein wird, wenn die Zahlen aus den Wahllokalen, soweit ausgezählt, wie von Wunderhand in die Tabellen der Thüringer Allgemeinen fließen.
„Ich habe ein gutes Gefühl, dass es klappt“, werfe ich ihm noch zu, bevor ich mich umdrehe, um sein Büro zu verlassen. Aber er lässt mich noch nicht gehen. „Wenn du darüber schreibst“, sagt er, „musst du auch die IT erwähnen, die haben uns viel geholfen.“Er meint die Kollegen von der Computertechnik, die am Tag mehr Daten managen als Buchstaben in der Zeitung stehen. „Ja klar, mach ich Sebastian.“
Versprochen ist versprochen, deshalb sei es hier ausgesprochen: Ihr seid nicht alle Nerds. Aber ihr seid alle super, Kollegen!