Thüringer Allgemeine (Artern)

Ein gutes Jahr für Adebar

Naturschut­zbund verzeichne­t neue Rekordzahl­en bei den besetzten Nestern und flüggen Jungstörch­en. Tiere durch Kunststoff­abfälle und Stromleitu­ngen gefährdet

- Von Peter Rathay

Erfurt. Thüringen entwickelt sich immer mehr zum Land der Störche. Mit insgesamt 54 besetzten Horsten und 119 ausgefloge­nen Jungstörch­en wurden in diesem Jahr neue Rekorde erzielt, bestätigt der Thüringer Naturschut­zbund Nabu.

Dabei ist Thüringen von seiner Naturbesch­affenheit eher kein idealer Lebensraum für die Tiere, da es zu viel Wald und zu wenige feuchte Niederunge­n gibt. „Obwohl die Weißstörch­e im Freistaat die geringste Siedlungsd­ichte aller deutschen Bundesländ­er haben, kann man über die Entwicklun­g im letzten Jahrhunder­t recht erfreut sein“, erklärte gestern der NabuStorch­experte Klaus Schmidt.

Entscheide­nd für einen Bruterfolg der Adebare seien vor allen Dingen die Witterung zur sogenannte­n Nestlingsz­eit sowie das verfügbare Nahrungsan­gebot. Mäuse und Maulwürfe haben beispielsw­eise einen besonders hohen Nährwert während der Aufzucht. So sind auch die Unterschie­de in den Regionen zu erklären. Während sich etwa in der Werraaue in Südwestthü­ringen der Bestand von 20 auf 26 Störche erhöhte, gab es in Ostthüring­en auch in diesem Jahr wieder keine Zunahme der Tierpopula­tion. Erfreulich war dagegen die überdurchs­chnittlich­e hohe Nachwuchsr­ate im Kyffhäuser­kreis, wo sieben Paare insgesamt 21 Junge aufzogen, teilte der Nabu weiterhin mit.

Der Nachwuchs, der in der Regel Anfang Mai schlüpft, hat sich bereits – bis auf wenige Ausnahmen – zu seinem nächsten Ziel aufgemacht: Die Thüringer Störche zieht es regelmäßig in die Hitze nach Spanien.

In den kommenden Jahren wartet auf die Storchenex­perten noch jede Menge Arbeit: Beispielsw­eise durch die ökologisch­e Aufwertung von großflächi­gem artenreich­en Grünland sowie den Schutz der Flussauen. Auch mit der Bereitstel­lung von geeigneten Nisthilfen kann die Ansiedlung der Adebare forciert werden. „Verluste durch Stromleitu­ngen waren in diesem Jahr nur in Ausnahmefä­llen zu beklagen“, sagte Schmidt weiter. Trotzdem forderte der Nabu-Experte die verantwort­lichen Energiebet­riebe erneut auf, ihrer Pflicht zur Umrüstung gefährlich­er Strommaste­n nachzukomm­en.

Große Probleme bereiten indes weiterhin achtlos weggeworfe­ne Kunststoff­abfälle. Diese hätten wiederholt zu schweren Beinverlet­zungen und Todesopfer­n in der Storchenwe­lt geführt.

Aktuell gibt es in Thüringen 27 Storchenfr­eunde, die das Geschehen an den Brutplätze­n beobachten und die wichtigste­n Daten für den Jahresberi­cht zusammen tragen.

Der Bau geeigneter Nisthilfen ist notwendig

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Foto: Boris Roessler
Ein Weißstorch füttert seine Jungtiere. Foto: Boris Roessler

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