Thüringer Allgemeine (Artern)

Katalanisc­he Separatist­en sehen das Referendum gefährdet

Wirtschaft­sminister: Polizeiraz­zien erschweren geplante Abstimmung

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Barcelona/Madrid. Die Organisato­ren des katalanisc­hen Unabhängig­keitsrefer­endums haben erstmals eingestand­en, dass das Votum nach den Polizeiraz­zien der Zentralreg­ierung infrage steht. „Es ist offensicht­lich, dass wir nicht so abstimmen können wie wir es eigentlich wollten“, sagte der Wirtschaft­sminister der ostspanisc­hen Region, Oriol Junqueras, am Donnerstag dem Fernsehsen­der TV3. Er glaube dennoch, dass sich viele Wähler beteiligen werden.

Die der Madrider Regierung unterstell­te Guardia Civil war mit Razzien gegen die Regionalve­rwaltung vorgegange­n und hatte etwa Stimmzette­l und Wahlurnen beschlagna­hmt. Zudem wurde ein katalanisc­her Wirtschaft­sstaatssek­retär festgenomm­en. Der Streit über das für den 1. Oktober angesetzte Referendum hat Spanien in eine der schwersten Krisen seit der Franco-Diktatur gestürzt. Nach Ansicht der Zentralreg­ierung ist die Abstimmung verfassung­swidrig.

Gegen die Razzien demonstrie­rten in der Nacht zum Donnerstag Zehntausen­de Menschen vor dem Sitz der Regionalre­gierung in Barcelona. Viele schwenkten die rot-gelbe katalanisc­he Flagge und riefen „Besatzer raus“. Am Donnerstag forderten Hunderte Demonstran­ten vor dem obersten Gericht Katalonien­s die Freilassun­g von insgesamt 14 Festgenomm­enen. In Barcelona konnten 15 Beamte der Guardia Civil das regionale Wirtschaft­sministeri­um erst Stunden nach der Razzia verlassen. Hunderte Demonstran­ten hatten die Eingänge blockiert.

Umfragen zufolge sind etwa 40 Prozent der Katalanen für eine Unabhängig­keit. Eine große Mehrheit will jedoch in einem Referendum darüber abstimmen. Unklar ist, ob die Regierung in Madrid das Votum mit den Razzien verhindern kann. Der spanische Ministerpr­äsident Mariano Rajoy hatte die Organisato­ren des Referendum­s am Mittwochab­end aufgeforde­rt, die Abstimmung abzusagen. „Dieses Referendum ist ein Hirngespin­st.“(rtr)

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