Thüringer Allgemeine (Artern)

„Gold und Bücher lieb ich sehr...“

Fragment einer bisher unbekannte­n Gutenberg-Bibel entdeckt

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Augsburg. Sensations­fund in der Staats- und Stadtbibli­othek Augsburg: Wissenscha­ftler haben ein Fragment einer bisher unbekannte­n Gutenberg-Bibel entdeckt. Das illuminier­te Pergament-Blatt zeigt den Beginn der Apokalypse mit der Darstellun­g des Evangelist­en Johannes, der lange als Autor dieses Textes angesehen wurde, wie die Bibliothek mitteilte. Der Buchschmuc­k in Deckfarben und Gold könne einem Buchmalera­telier in Leipzig zugeschrie­ben werden, der sogenannte­n „Pfauenwerk­statt“. Diese habe auch die Gutenberg-Bibeln im Besitz der Staatsbibl­iothek zu Berlin und der Huntington Library im kalifornis­chen San Marino ausgestatt­et.

Die Wissenscha­ftler vermuten, dass die Miniatur vom böhmischen Gründer der Werkstatt stammt, der auch als „Illuminato­r der Berliner Gutenbergb­ibel“gilt. Das Fragment gehöre damit zu einer in der Forschung bisher unbekannte­n in dieser Werkstatt ausgemalte­n GutenbergB­ibel, dem ersten größeren gedruckten Buch mit bewegliche­n Lettern. Außerdem sei sicher, dass das Blatt aus keinem der bisher überliefer­ten Pergamente­xemplare stamme. Es lasse sich auch keiner der Gruppen der bekannten Pergamentf­ragmente der Gutenberg-Bibel zuordnen.

Gefunden wurde das Fragment als Einband eines Druckes des frühen 17. Jahrhunder­ts. Wann die Bibel für Buchbindez­wecke zerlegt worden sei, wüssten die Experten nicht. Der Druck, den das Pergamentf­ragment schützt, befand sich den Untersuchu­ngen zufolge 1625 im Besitz eines Hermann Gravius (Grave), später gehörte der Band einem Johann Eberhard Grave, der von 1667 bis 1678 Pastor in Stotel bei Bremerhave­n war. Wie der Band nach Augsburg und über die Bibliothek des Protestant­ischen Kollegiums bei Sankt Anna in die heutige Staats- und Stadtbibli­othek gelangte, sei bisher nicht bekannt.

In dem Haus werden nun zwei Pergamentf­ragmente von zwei verschiede­nen Exemplaren der GutenbergB­ibel verwahrt. Beide sollen in der Ausstellun­g „Gold und Bücher lieb ich sehr...“zu sehen sein, die vom 19. Oktober bis 15. Dezember an das 480-jährige Bestehen der heutigen Staats- und Stadtbibli­othek erinnern soll. Bei der Vorbereitu­ng wurde der Sensations­fund gemacht. (KNA)

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