Eule über die Schulter geschaut
Bad Frankenhäuser besuchen die Orgelbauwerkstatt in Bautzen, um sich die Fortschritte an der Strobelorgel anzusehen
Peter Zimmer aus Bad Frankenhausen schwelgt in Erinnerungen an einen Ausflug:
Wer die regionalen Medien aufmerksam verfolgt, konnte Mitte Juni folgendes erfahren: Schon anderthalb Jahre ist es her, dass die große Strobel-Orgel die Unterkirche und Bad Frankenhausen verlassen hat. Seither ist sie in der Orgelbauwerkstatt Hermann Eule in Bautzen und wird von Grund auf saniert. Und weil wir sie so sehr vermissen, haben wir beschlossen, einmal in die Werkstatt nach Bautzen zu fahren, unsere Orgel zu besuchen und die Werkstatt zu besichtigen.
23 Teilnehmer trafen sich Mitte August zu diesem besonderen Ausflug. Es war eine bunte Mischung aus Gemeindemitgliedern und interessierten Bürgern. Da ja Bautzen etwas entfernt von Bad Frankenhausen liegt, ging es früh um 6 Uhr los, die Fahrt verlief ohne Stau und so konnte uns der Firmenchef Dirk Eule pünktlich um 10 Uhr begrüßen. Die Teilnehmer erlebten eine aufschlussreiche Führung durch die Produktionsabteilungen. Es wurde deutlich, dass im Orgelbau sowohl nach alten traditionellen Methoden gearbeitet wird, aber auch das gesamte Spektrum heutiger Technik zum Einsatz kommt – je nach dem jeweiligen zu sanierenden oder neu zu fertigenden Instrument.
So werden die Bleche für die metallischen Orgelpfeifen entsprechend der jeweiligen Zusammensetzung Blei-Zinn selbst hergestellt in den unterschiedlichsten Dicken – bis zu 0,3 Millimetern Stärke. Die Pfeifen werden in Handarbeit geformt. Natürlich gibt es auch modernste, elektronisch gesteuerte Bearbeitungsmaschinen. Neben Metall werden Holz, feinstes Ziegenleder, Filz und anderes eingesetzt.
Herr Eule erklärte die Fachbegriffe für uns Laien sehr anschaulich. Interessant war auch ein kurzer Blick in die Firmengeschichte, besonders die Zeit zwischen 1945 und der Wende. Zu DDR-Zeiten wurde der Betrieb zwangsverstaatlicht, erhielt einen „nichtfachlichen“Betriebsleiter, der aber schon nach einem Jahr aufgab, so dass die Mutter von Dirk Eule als Betriebsleiter die Orgelwerkstatt übernahm. Heute hat die Orgelbaufirma Eule 47 Mitarbeiter. Zur Zeit sind neun Projekte in Arbeit, unter anderem eine große historische Orgel in Graz und der Neubau der Orgel für den Kulturpalast in Dresden. Auch an Teilen der Strobelorgel wird schon gearbeitet, wie sich die Besucher überzeugen konnten. Die erste große Lieferung wird am 21. Oktober nach Bad Frankenhausen auf die Reise gehen.
Nach der Besichtigung und dem Mittagessen wurden der Reisegruppe in einer Stadtbesichtigung die schönsten Seiten von Bautzen vermittelt – und das in einer Form, wie man es sich nicht besser wünschen konnte – informativ, engagiert, humorvoll, da war einer mit Herz und Seele bei der Sache, es wurde oft gelacht, so dass die Zeit viel zu schnell verging.
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