Thüringer Allgemeine (Artern)

Als Joker im WM-Rennen

Radsportle­rin Lisa Klein tanzte einst und fuhr Motocross. Nun hat die Erfurterin ihr bestes Jahr mit Bronze gekrönt

- Von Axel Lukacsek

Bergen. Als Kind bändigte sie einst sogar eine Motocross-Maschine, mit der Mutter hat sie getanzt. Aber als der Vater schließlic­h im Sattel saß, packte auch Lisa Klein das Radsport-Fieber. Die 21 Jahre alte deutsche Meisterin hat bei der WM in Bergen ihr ohnehin bislang bestes Jahr als Leistungss­portlerin gekrönt. Nach Platz drei mit ihrem Team Cervélo Bigla im Mannschaft­szeitfahre­n will Klein im Straßenren­nen am Samstag ihre ganze Kraft einsetzen, um den deutschen Frauen um Lisa Brennauer und Trixi Worrack zu einer Top-Platzierun­g zu verhelfen. „Dass ich hier schon eine Medaille gewonnen habe, betrachte ich als eine Ehre“, sagt Klein.

Sie stammt aus Völklingen­Lauterbach im Saarland und ebnete am Stützpunkt in Kaiserslau­tern einst den Weg in die nationale Spitze, bevor das private Glück sie vor zwei Jahren nach Thüringen verschlug. Mit Bahnradfah­rer Maximilian Dörnbach ist die Sportsolda­tin befreundet und pendelte oft hin und her. „Weil ich keine halben Sachen mache, bin ich damals nach Erfurt gezogen“, sagt Klein, die von nun aber auch eine neue Trainingsg­ruppe benötigte. Mit Michael Beckert fand sie einen neuen Trainer, dem sie vertraut. „Ihm muss ich an dieser Stelle einmal Danke sagen. Er ist immer für mich da“, sagt Klein.

In Deutschlan­d ist die 1,69 Meter große Radsportle­rin schon in diesem Jahr oben angekommen. Bei den nationalen Meistersch­aften im Juni in Chemnitz gewann sie den Sprint einer 13-köpfigen Spitzengru­ppe. „Sie ist eine super Saison gefahren“, sagt ihr Trainer Michael Beckert, der einst auch den vierfachen Zeitfahr-Weltmeiste­r Tony Martin betreute. Im 153 Kilometer langen Straßenren­nen am Samstag wird ihr wahrschein­lich die Helferroll­e zugedacht, aber ihr Trainer traut ihr sogar mehr zu. „Sie ist so etwas wie ein Joker“, sagt Beckert.

Vielleicht ist es ja auch ein gutes Omen, dass Klein in diesem Jahr schon in Skandinavi­en ein weiteres Achtungsze­ichen setzte. Bei der Norwegen-Rundfahrt vor einem Monat landete sie im Gesamtklas­sement auf Rang fünf und gewann die Nachwuchsw­ertung. Mit der WM ist für sie das Radsport-Jahr aber längst nicht beendet. Bei der EM im Oktober in Berlin startet sie auch auf der Bahn internatio­nal und hofft dabei zudem auf die Nominierun­g ihres Freundes Maximilian Dörnbach.

Ihr weiterer Weg ist vorgezeich­net. Klein wird zur kommenden Saison zur deutschen Mannschaft Canyon-Sram wechseln. „Das ist für mich der nächste Schritt“, sagt die Radsportle­rin, die ein klares Ziel vor Augen hat: „Irgendwann will ich Weltmeiste­rin werden.“

Im Oktober bei der Bahnrad-EM am Start

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Lisa Klein hat mit ihrem Sieg bei der deutschen Meistersch­aft überrascht. Foto: Hendrik Schmidt, dpa

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