Ein Handball-Zwerg bäumt sich in der Bundesliga auf
Kiel und Flensburg geschlagen: Hannover steht oben. Experten rechnen damit, dass die Großen zurückschlagen werden
Hannover. Als Bernd Gessert das Schiff verließ, glaubte er zu träumen. Nach seinem Urlaub auf hoher See war er zurück in der Zivilisation. Da empfing der Mäzen von Hannover-Burgdorf folgende Nachricht: Sein Verein ist Tabellenführer, 10:0 Punkte. Kiel geschlagen. Flensburg geschlagen. Es läuft.
Verkehrte Welt in der Handball-Bundesliga. In einem Kosmos, der von einem Triumvirat aus den Rhein-Neckar Löwen, Kiel und Flensburg beherrscht wurde, probt ein Zwerg den Aufstand. „Wer hätte gedacht, dass ein Trainerwechsel das bewirken kann“, sagt Gessert vor dem Spiel beim SC DHfK Leipzig (Sonntag, 12.30 Uhr).
Der Vater des Erfolgs trägt einen spanischen Namen: Carlos Ortega. Titelsammler als Spieler, international erfahren als Trainer. Als im Juni der neue Trainer präsentiert wurde, hatte die TSV Hannover-Burgdorf eine harte Zeit hinter sich. In der Rückrunde der vergangenen Saison konnte sie kein einziges Spiel gewinnen. Zu viel für den damaligen Trainer Jens Bürkle, der 36-Jährige musste gehen.
„Heute kann man sagen, dass das Experiment mit einem jungen deutschen Trainer nicht aufgegangen ist. Der Aufschwung hat definitiv mit dem Wechsel zu tun“, sagt Daniel Stephan, Welthandballer des Jahres 1998, im Gespräch mit dieser Redaktion. Am sportlichen Personal wurde in Hannover wenig verändert, Star auf dem Feld war und ist Nationalspieler Kai Häfner.
Wie wird es weitergehen? Hält der Zwergenaufstand in der Bundesliga an? Daniel Stephan rechnet damit, dass sich Rekordmeister THW Kiel, Titelverteidiger Rhein-Neckar Löwen und der ehemalige Champions-League-Sieger FlensburgHandewitt im Kampf um die Krone zurückmelden werden. Aber „die Momentaufnahme“mit Hannover an der Spitze mag er: „Diese Entwicklung tut der Liga gut.“Der Ex-Nationalspieler geht davon aus, dass das Titelrennen so eng wird wie lange nicht: „Der nächste Meister wird bestimmt mehr Minuspunkte haben als die Meister der vergangenen Jahre.“(kisi)