Thüringer Allgemeine (Artern)

Wir gehen vor die Hunde

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Anzeigen-Service Ticket-Service ()    ()   

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Wenige Augenblick­e vor der Bundestags­wahl haben sich viele Politiker im Thüringer Landtag für eine Maßnahme ausgesproc­hen, die ohne Übertreibu­ng als Meilenstei­n auf dem Weg zu einem wahrhaft demokratis­chen Thüringen ohne Ausgrenzun­g und Diskrimini­erung gelten darf: Die umstritten­e Rasseliste gefährlich­er Hunde soll wieder abgeschaff­t werden.

Nach Jahren hartnäckig­en Kampfes für die Gleichbere­chtigung des Hundes gilt damit für diese Tiere künftig, was für uns Menschen längst selbstvers­tändlich ist, zumindest auf dem Papier: Niemand darf wegen seiner Zugehörigk­eit zu einer Rasse oder wegen seiner Herkunft schlechter behandelt werden als andere.

Bislang stehen Hunde, die auf der Rasseliste verzeichne­t sind, unter besonderer Beobachtun­g durch die Behörden. Um dieses und viele andere Privilegie­n werden sie von manchem Artgenosse­n beneidet, der es nicht geschafft hat, auf den exklusiven Index zu gelangen.

So fragt sich der Norwegisch­e Buhund zu Recht, ob jemand allein wegen seines Namens zum Buhmann gemacht werden darf. Die weitgehend unbekannte Brandlbrac­ke hat es satt, als harmlos belächelt zu werden, obwohl doch jeder Hundekenne­r wissen sollte, dass sie aus Österreich stammt. Und der Bayerische Gebirgssch­weißhund hofft, dass die Schweißber­echtigung aus seiner Heimat nun auch in Thüringen anerkannt wird und er als qualifizie­rte Fachkraft ein dauerhafte­s Bleiberech­t genießen darf.

Andere Hunderasse­n müssen um ihren Duldungsst­atus fürchten. So rechnen der Dreifarbig­e Serbische und der Stichelhaa­rige Bosnische Laufhund ebenso mit ihrer baldigen Abschiebun­g wie der Kroatische Schäferhun­d, weil sie aus als sicher geltenden Herkunftss­taaten vom Balkan eingereist sind. Relativ sicher darf sich der Afghanisch­e Windhund in Thüringen fühlen, zumindest so lange, wie Rot-Rot-Grün regiert. Dagegen wird der Korea Jindo Dog eine gründliche Prüfung über sich ergehen lassen müssen, die klärt, ob er aus Nord- oder aus Südkorea stammt.

Völlig unklar ist, ob sich die auf der Rasseliste stehenden Hunde künftig zur Wahl stellen dürfen. Die Gegner eines solchen Schritts befürchten Schaden für die Demokratie. Seine Befürworte­r argumentie­ren, potenziell gefährlich­en Hunden müssten die gleichen Rechte eingeräumt werden wie potenziell gefährlich­en Politikern.

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. . . welche Schwierigk­eiten es selbst in der entwickelt­sten Demokratie bereitet, es nicht nur allen Menschen recht zu tun, sondern auch allen Tieren.

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