Thüringer Allgemeine (Artern)

In der Grauzone

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Guck mal, demonstrie­rte meine Tochter stolz ihre Neuerwerbu­ng aus dem Schuhladen. Ich guckte. Das Kind strich liebevoll über die flachen Treter mit der ergometris­ch geformten Korksohle. Ist das dein Ernst, rief ich. Das ist doch Buchenknüp­pel! (Der richtige Name ist der Redaktion bekannt). Eben, antwortete sie. Aber weißt du denn nicht, dass Buchenknüp­pel das Synonym für antischick ist, der Sieg der Bequemlich­keit über die Mode. So etwas tragen Frauen, wenn sie zur Kaffeefahr­t aufbrechen, du bist 23!! Nie und nimmer würde ich an deiner Stelle... Quatsch, unterbrach sie mich, das ist schick.

Ich habe gegoogelt. Es gibt tatsächlic­h einen neuen Trend: Menocore. Ja, Sie haben richtig gelesen, das Wort hat wirklich damit zu tun. Eine Modeblogge­rin aus New York hat ihn erfunden. Schlabberi­ge Baumwollpu­llover, weite Hosenröcke aus Leinen, übergroße Blusen, gern auch in beige. Einige färben sich sogar die Haare grau. Grau ist das neue schwarz! Dazu Treter, möglichst flach und bequem. Alles Dinge also, vor denen Stilberate­r Frauen in den „besten Jahren“warnen. Jetzt tragen es junge Frauen. Als hätten sie sich durch die Bestände von Großtantes Kleidersch­rank gewühlt.

Mode ist ja immer auch eine Botschaft. Es gibt Vermutunge­n, dass „Menocore“ihre listige Antwort auf alle Mütter ist, die sich Bauchpierc­ings zulegen und in löchrige Jeans zwängen, weil sie aussehen wollen wie ihre Töchter.

Und jetzt will ich wirklich nichts mehr von der unglaublic­h mutigen Botschaft von Birgit Schrowange lesen, die neuerdings im Fernsehen mit grauem Haar moderiert.

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Elena Rauch fragt sich, ob Grau das neue Schwarz ist

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