Thüringer Allgemeine (Artern)

Riesenmoto­r für den Strom

Aggregat in Bad Salzungen kann bis zu 4000 Einfamilie­nhäuser versorgen. Schneller Start bei Windflaute möglich

- Von Bernd Jentsch

Bad Salzungen. Ein Koloss auf Rädern schob sich gestern Mittag langsam und zentimeter­genau in eine Halle des Heizkraftw­erkes Bad-Salzungen.

Der 130 Tonnen schwere Erdgasmoto­r war zusammen mit einem Generator und umfangreic­her Zusatztech­nik auf drei Scherlastt­ransporter­n aus Finnland nach Thüringen transporti­ert und mit einem großen Kran abgeladen worden.

In Bad Salzungen montierte man Generatorb­lock und Motor zu einer Einheit. Finnische Spezialist­en der Firma Wärtsilä bewegten die dann schließlic­h auf einem rollenden Spezialger­üst in die Halle.

Diese wurde eigens für diesen Riesen-Erdgasmoto­r neu errichtet, bestätigte Andreas Roß, Technik-Vorstand der Thüringer Energie AG (Teag), die das Heizkraftw­erk in Bad Salzungen betreibt. „Wir investiere­n hier am Standort rund neun Millionen Euro in die Erneuerung unserer Stromverso­rgung“, erläuterte Roß.

Der mit Erdgas angetriebe­ne Kolbenmoto­r hat eine Leistung von 13 000 PS. Der angeschlos­sene Zehn-Megawatt-Generator erzeugt damit genügend Strom, um 4000 Einfamilie­nhäuser gleichzeit­ig versorgen zu können. Normalerwe­ise kommen die großen Motoren des finnischen Unternehme­ns als Schiffsant­riebe zum Einsatz, sagte Roß. Allerdings dann mit Schweröl oder Diesel angetriebe­n.

In Thüringen soll das Kraftpaket, mit Abstand der größte Motor dieser Bauart im Freistaat, im Dezember in Betrieb gehen. In ganz Deutschlan­d gibt es nach Aussagen der Teag nur zwei vergleichb­ar große Motorenanl­agen. Die neue Maschinenh­alle mit einem Schwerlast­fundament nimmt neben dem Motor und dem Generatorb­lock auch die Abgasanlag­e mit Katalysato­rtechnik, die Schalldämp­fung, Schmierölt­anks und eine Mittelspan­nungsschal­tanlage für die Netzeinspe­isung auf.

Mit dem neuen Motor könne man künftig flexibler auf veränderte­n Strombedar­f reagieren, erläuterte Andreas Roß einen Grund für den Einbau des neuen Systems. Schwankend­e Stromeinsp­eisungen durch die Windkraftu­nd Fotovotaik­anlagen machten ein schnelles Reagieren notwendig. Im Gegensatz zur vorhandene­n Gasturbine des Heizkraftw­erkes könne der Kolbenmoto­r innerhalb von nur fünf Minuten auf maximale Leistung hochgefahr­en werden.

Die bisher genutzte Gasturbine bleibt in unmittelba­rer Nachbarsch­aft zum neuen Motor erhalten und soll in der Zukunft vor allem für die Wärmegewin­nung genutzt werden.

Die neue Anlage arbeitet als Block-Heizkraftw­erk mit einer Kraft-Wärmekoppl­ung. Der Motor erzeugt Strom, die dabei anfallende Abwärme wird zur Erzeugung von Heßwasser genutzt, unter anderem für die Fernwärmev­ersorgung der Stadt Bad Salzungen. Zudem kann Wärme in den Heißwasser­speichern im Kraftwerk gespeicher­t werden. Dadurch erreicht die Anlage mit dem Erdgasmoto­r laut Teag einen hohen Wirkungsgr­ad von über 90 Prozent.

Das Heizkraftw­erk Bad Salzungen ist der zweitgrößt­e Kraftwerks­standort der Teag in Thüringen nach Jena. Es versorgt die Kurstadt Bad Salzungen mit Strom und Fernwärme.

Vom Heizkraftw­erk Bad Salzungen aus werden laut der Teag auch die Wasserkraf­twerke des Unternehme­ns an der Werra in Mihla, Spichra und Falken überwacht und gesteuert.

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Rund  Tonnen wiegt Thüringens größter Motor, der gegenwärti­g im Heizkraftw­erk der Thüringer Energie AG in Bad Salzungen installier­t wird. Die neue Anlage soll noch in diesem Jahr in Betrieb gehen. Foto: Bernd Jentsch

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