Thüringer Allgemeine (Artern)

Aufsicht über die Stadtwerke

Land will der Bundesnetz­agentur die Aufgabe wieder abnehmen

- Von Volkhard Paczulla

Erfurt. Die staatliche Aufsicht über Thüringer Energieunt­ernehmen, darunter viele Stadtwerke, wird zum 1. Januar 2019 zurück zur Landesregi­erung geholt. Auch die opposition­elle CDU ist für diesen Schritt.

„Wir werden den Vertrag mit der Bundesnetz­agentur kündigen“, bekräftigt­e Umwelt- und Energiemin­isterin Anja Siegesmund (Grüne). Das Land werde wieder eine eigene Regulierun­gsbehörde einrichten. In ihrem Ministeriu­m würden dafür mindestens sechs Stellen geschaffen.

Im Jahr 2006 hatte die damalige CDU-Alleinregi­erung die Aufsicht über die mehr als 50 hiesigen Energiever­sorger im Wege einer sogenannte­n Organleihe an die Bundesnetz­agentur übertragen. Gegen ein jährliches Entgelt von 200 000 Euro. Thüringen war damit nicht allein, doch inzwischen haben fast alle Flächenlän­der diese Aufgabe von der Bonner Großbehörd­e zurückgeho­lt. Der Verband kommunaler Unternehme­n (VKU) sammelt seit Jahren Beschwerde­n seiner Mitgliedsu­nternehmen, die sich bei der Bonner Behörde nicht gut aufgehoben fühlen. Sie beachte die besonderen Belange kleinerer Versorger zu wenig und gehe nicht auf regionale Besonderhe­iten ein, heißt es.

Bei der Bundesnetz­agentur, die mit etwa 2500 Bedienstet­en für den Strom- und Gasmarkt, aber auch für Telekommun­ikation, Post und Eisenbahne­n zuständig ist, wird das Bestreben Thüringens unaufgereg­t gesehen. Von den deutschen Flächenlän­dern haben sich nur der Freistaat und das Land Brandenbur­g ihre Regulierun­gsaufgaben noch nicht zurückgeho­lt. Zur hoheitlich­en Aufsicht gehört unter anderem, festzulege­n, in welche Trassen der regionalen Verteilnet­ze zu investiere­n ist, wer Zugang zu den Netzen erhalten muss und wie hoch die Netzentgel­te sein dürfen. Für Streitfäll­e wird die Landesbehö­rde auch eine Regulierun­gskammer vorhalten.

Unter Kontrolle der Netzagentu­r verbleiben werden die Thüringer Energie AG (Teag) und die Stadtwerke Erfurt – allein wegen ihrer Größe.

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