Adebare im Kyffhäuserkreis sind thüringenweit am erfolgreichsten
Naturschutzbund zieht positive Bilanz über das abgelaufene Storchenjahr. Bundesweit läuft es weniger gut
Kyffhäuserkreis. Der Naturschutzbund Nabu Thüringen hat in seiner Storchenbilanz für die Brutsaison 2017 ein durchweg positives Fazit gezogen und spricht sogar vom „erfolgreichsten Jahr für Weißstörche in Thüringen“. Mit seiner guten Nachwuchsrate – die derzeit sieben Brutpaare zwischen Seehausen und Heygendorf zogen in diesem Jahr insgesamt 21 Jungtiere auf, was statistisch drei Stück je Paar bedeutet – findet der Kyffhäuserkreis darin besondere Erwähnung. Nirgendwo sonst in Thüringen brüteten Störche diesmal erfolgreicher.
Dass es mit Adebar im Kyffhäuserkreis in den vergangenen Jahren aufwärts ging, können als Erfolg vor allem die Naturfreunde für sich verbuchen. So siedelten sich die Rotstrümpfe nach etlichen storchenfreien Jahren 2015 wieder in Seehausen an, und in Borxleben ließ im selben Jahr ein Brutpaar nicht lange auf sich warten, nachdem Einwohner um Lutz Goldschmidt die Initiative ergriffen und mit Unterstützung von Firmen auf einem Mast hoch über dem Ort eine Nestunterlage platzierten. Eine Woche später stand Adebar darauf, baute das Heim nach seinen Wünschen aus und setzte sodann drei Junge in die Welt.
Dabei ist Thüringen von seiner Naturausstattung kein idealer Lebensraum für Störche: Flächenmäßig gibt es zu viel Wald und zu wenig feuchte Niederungen, wie der Nabu konstatiert. Darum ist Thüringen auch das Land mit der geringsten Storchen-Siedlungsdichte aller deutschen Bundesländer. Die höchste Dichte besitzt das Land Brandenburg mit 1400 Brutpaaren. Bundesweit werden rund 6300 Brutpaare gezählt.
Dagegen nimmt sich Thüringen mit seinen gerade mal 54 Storchenpaaren geradezu mickrig aus. Und dennoch bedeute das einen neuen Rekord, wie es beim Nabu heißt. Damit sei der bisherige Spitzenwert aus dem Vorjahr leicht übertroffen worden. 2016 fanden noch 51 Adebare den Freistaat als Ort für die Aufzucht des Nachwuchses attraktiv. Die meisten Bruten gab‘s dieses Jahr im Wartburgkreis (19 Storchenpaare), gefolgt von Kyffhäuser und SchmalkaldenMeiningen (je sieben) und dem Landkreis Sömmerda (sechs).
Viel haben die Naturfreunde in der Kyffhäuserregion getan, um noch mehr Langschnäbel anzulocken. Den Bedarf an weiteren Brutgelegenheiten lesen die Naturfreunde an der Zahl der Adebare ab, die in der Kyffhäuserregion zur Landung ansetzen. „Längeres Verweilen von mindestens zwei Störchen an einem bestimmten Ort während der Brutzeit und eventuelle Nistversuche deuten auf potenzielle Brutstandorte hin“, heißt es in der Nabu-Mitteilung. Dort empfehlen die Naturschützer, geeignete Nistunterlagen aufzustellen. Dies geschah mit Unterstützung des Nabu vor zwei Jahren am Rande von Schönewerda. Auf dem Dach einer Scheune wurde eine Nistunterlage installiert, nachdem nur einen Steinwurf entfernt in Unstrutnähe immer wieder mehrere Einzeltiere auf der Futtersuche gesichtet worden waren.
Doch Adebar hat seine eigenen Wohnungsvorstellungen. In Schönewerda ließ sich seither kein Storch nieder. Und auch auf einem Hof in Kalbsrieth oder am idyllisch gelegenen Schönfelder See werden Nistangebote bislang verschmäht. Ab und zu, so berichten Beobachter, komme mal einer „zum Gucken“vorbei. Mehr aber auch nicht. Seit diesem Jahr kann Adebar zudem die Stadt Heldrungen in seine Wohnungssuche einbeziehen. Gegenüber vom Bauhof war in diesem Sommer ebenfalls eine Nistunterlage auf‘s Dach gehievt worden, nachdem mehrfach Langschnäbel in Stadtnähe auftauchten.
Entscheidend für Neuansiedlungen seien aber in jedem Fall viele weiträumige nahrungsreiche Wiesen und Weiden, heißt es beim Nabu. Was die Storchenfreunde im Kyffhäuserkreis optimistisch bleiben lässt.
Bundesweit fällt das Storchenfazit 2017 leider weniger rosig aus: Dauerregen und Kälte durchnässten in vielen Regionen die Jungtiere, so dass viele an Unterkühlung zugrunde gingen. Insgesamt hat sich weniger Nachwuchs als in den Vorjahren auf die erste Reise in die Winterquartiere gemacht.