Bürgerrechte am Sonntag wahrnehmen
Oldislebener Pfarrer appelliert an die Wähler, ihre Stimme nicht zu verschenken
Um Himmels Willen! Es ist Wahl! Nein, liebe Leser, es geht nicht um die nächste Episode einer Fernsehserie. Es geht um Sie und mich und um die Episoden unseres Lebens. Es geht um unsere Zukunft. Die wird mitbestimmt, wenn wir morgen abstimmen über die, die wir wählen – oder die wir nicht wählen, wenn wir nicht wählen gehen.
Erinnern Sie sich an die ersten freien Wahlen in der DDR? Es waren auch die letzten Wahlen dieses Staates. Damals lautete das Stoßgebet: „Dem Himmel sei Dank! Endlich freie Wahlen!“Heute ist die Enttäuschung vieler Menschen im Land derart groß, dass sie sagen: „Um Himmels willen! Es ist Wahl!“
Sie gehen aus Protest nicht wählen oder heben irgendeine kleine Partei aufs Podest. Hauptsache „die da oben“kriegen mit dem Wahlzettel einen Denkzettel. Dieser Denkzettel könnte sich aber negativ auf unsere Episoden der nächsten vier mal 365 Lebenstage auswirken. Wenn es keine stabilen Koalitionen gibt (egal welcher Parteien), dann verzetteln sich die Bündnisse und wir müssen bald wieder den Wahlzettel zur Hand nehmen. Als ehemaliger DDR – Bürger sage ich: „Dem Himmel sei Dank! Ich darf wählen! Und zwar so richtig! Ich brauche nicht nur einen Zettel falten!“Bei allem, was daraus wird, sage ich aber auch: „Um Himmels willen! Was für eine Wahl!“
Denn dieser Satz ist ein Gebet, auch wenn das viele Landsleute nicht mehr wissen. Weil Menschen das Gebot nicht übertreten wollten: „Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen!“, haben sie oft statt Gott „Himmel“gesagt. Gemeint ist derselbe Adressat, den manche despektierlich „den da oben“nennen.
Wir Christen dürfen diesen Gott vertrauensvoll „Vater“nennen. Das hat uns sein Sohn Jesus Christus anvertraut. Unter anderem durch die Worte des „Vaterunser“. Egal, wie die Wahl ausgeht: Im „Vaterunser“hat unsere Zukunft einen festen Hoffnungsanker: Was auch immer die Großen dieses Landes oder der Welt richtig oder falsch machen: Wir beten zu diesem Vater: „Dein Reich komme!“
Dem Himmel sei Dank – ich darf wählen!
Gott wird am Ende alles und alle richten
Ich darf in dieser Zeit und unserem Land meine Bürgerrechte wahrnehmen. Und ich habe eine Hoffnung: Gott wird am Ende alles und alle richten. Darum ist es gut, unser Gewissen an ihm auszurichten. Vor der Wahl oder danach in den Gottesdienst zu gehen, ist eine gute Wahl. Ein Teil unserer Ausgabe enthält Beilagen der „Vorwerk GmbH“und „Atlas for men“.