RB Leipzig fehlen die Trainingseinheiten
Champions League und die Englische Woche beschneidet die Vorbereitung auf das Duell mit Tabellennachbar Frankfurt
Leipzig. Sich zu erinnern, ist gut fürs Gemüt, dem nicht selten die Hoffnung entspringt, es möge sich manches doch wiederholen. Doch nichts geschieht im Leben zweimal gleich. Und so sah sich RB Leipzigs Trainer Ralph Hasenhüttl am Freitag vor dem Heimspiel am Samstag gegen Eintracht Frankfurt (15.30 Uhr) eingeklemmt zwischen dem 3:0 gegen die Hessen im Januar, und der Einsicht, dass es bestimmt nicht nochmal so laufen wird. „Schön wäre es“, meinte der Österreicher.
Die Partien flutschen plötzlich nicht mehr
Damals entwickelte sich die Partie für RB nach Maß. In der fünften Minute konterten die Sachsen nach Lehrbuch, EintrachtKeeper Lukas Hradecky rutschte vor dem Strafraum aus, griff sich den Ball – Rote Karte. Den Abpraller des anschließenden Freistoßes beförderte Marvin Compper ins Netz. So gefällt das den Sachsen: früh führen, dann pressen und blitzschnell kontern können. Denn das können sie besonders gut. Timo Werner erhöhte noch vor der Pause auf 2:0, Jesus Vallejo besorgte mit einem Eigentor den Endstand. Deshalb: Wenn sie es sich wünschen könnten, dann so.
Es sind nämlich gerade keine besonders federleichten Wochen für den Vorjahreszweiten wie noch vor einem Jahr, als der Neuling am sechsten Spieltag eine Serie von acht Siegen in Folge startete. Zurzeit bedeutet der Oberhaus-Fußball vor allem: Spiele in Liga und Champions League aller drei, vier Tage. Und das in der Regel gegen Gegner, die tief stehen.
Die Partien flutschen plötzlich nicht mehr. So wie gegen Augsburg am Dienstag, RB verlor früh 0:1. Hasenhüttl gestand gestern, hauptsächlich würden ihm die fehlenden Trainingszeiten zusetzen. Weil kaum Zeit bleibt, sich in „Einübe-Einheiten“(Hasenhüttl) auf den jeweiligen Gegner vorzubereiten. Folge: Chaos zu Beginn der Spiele, gerade weil RB momentan so exzessiv rotiert. Und frühe Rückstände, die es den Sachsen danach besonders schwermachen, vor das vermauerte Tor des Gegners zu kombinieren. „In vier von fünf Ligaspielen“, so Hasenhüttl, „sind wir Rückständen hinterhergelaufen. Wir machen es den Gegnern zu leicht.“
Gegen Frankfurt soll das jetzt wieder anders laufen. „Wir müssen gut ins Spiel starten“, forderte der 50-Jährige. „Wir müssen konzentriert bleiben, und selbst früh in Führung gehen. So wie im Januar, da war das Spiel nach dem 1:0 eigentlich gelaufen. Oder wir halten die Partie so lange wie möglich offen.“
Frankfurt macht das nämlich wie viele andere deutsche Teams. Sehen sich dem Umschaltfußball der Sachsen nicht gewachsen und stehen deshalb dicht gestaffelt vor dem eigenen Tor. „Frankfurt ist wieder so ein Gegner“, sagte der RB-Coach, „der, wenn er führt, es sehr kompakt macht.“Im fernen Frankfurt mochte Nico Kovac nicht widersprechen. „Wir sind zwar Tabellennachbarn mit sieben Punkten“, meinte der EintrachtTrainer, „aber wir wissen, dass sie der Favorit sind.“
Hasenhüttl hofft trotzdem, dass die Hessen nicht nur zu holzen und mauern. „Die können was am Ball, ich erwarte eine spielerisch hochklassige Partie.“Denn so würde RB mal wieder zu seinem Spiel finden. Bis auf den maladen Kevin Kampl (Knieschlag, Einsatz offen) und den Rotgesperrten Naby Keita stehen jedenfalls alle Spieler zur Verfügung, Hasenhüttl wird deshalb wohl seine beste Startformation aufs Feld schicken.
Und eine Trainingseinheit zum Einstudieren hatte er am Freitag auch noch. Es ist also angerichtet, bevor RB am Dienstag in der Champions League gegen Besiktas Istanbul antritt. Für Beine, Köpfe – und fürs Gemüt. Hasenhüttl weiß nämlich: „Es gibt keinen Ersatz für Siege.“