Was ist für Si eZ uhause, Klaus Schwarz?
Das Gefühl, zu Hause zu sein, hat für mich weniger mit einem einzelnen Ort als mit verschiedenen Erinnerungsstellen zu tun. Da ist meine unbeschwerte K ndheit im Jenaer Westviertel: am Bach Dämme bauen, auf meinem luftbereiften Roller die Straße hinuntersausen, das Revier rund ums Volkshaus erobern! Dann die Zeit der Ausbildung zum Chemiefacharbeiter in Schwarza. Hier konnte ich meine Leidenschaft für die Chemie ausleben. Das war ein neues Zuhause. Aus gesundheitlichen Gründen musste ich den geliebten Beruf schnell wieder aufgeben und begann, aufgrund äuße- rer Zwänge, Deutsch und Russisch zu studieren. Eine Fächer- kombination, mit der ich mich nicht wohl fühlte. Erst als ich Russisch gegen Englisch eintau- schen konnte, behagte mir das Studium wieder – und ich fand in der Studienzeit Freunde fürs Leben. Als ich 1981 meine Stelle im Romantikerhaus antrat, machte ich mich mit der deutschen Frühromantik vertraut und fühlte mich dadurch dort schnell heimisch. Ein anderes langjähriges Zuhause, das ich er- innere, brachte das Zusammen- leben zweier Generationen auf engstem Raum mit sich: Meine Frau und ich lebten sieben Jahre in der elterlichen Wohnung, weil wir keine eigene Bleibe fan- den. Ein Lehrstück in Toleranz für alle Beteiligten.
Heute empfinde ich das Zusammensein mit meinen Kollegen im Romantikerhaus ebenso als Zuhause wie die Zeit mit der Familie in unserem Haus und die Stunden in meiner Bibliothek oder im Garten. Ich fühle mich im K eis enger Freunde wohl, mit denen ich über Jahrzehnte viel gemeinsam erlebt habe. Manchmal schauen wir Filme in meinem kleinen Heimkino oder wir kochen gemeinsam. Unser Kochclub trifft sich reihum. Das ist eine Entspannung vom Alltagsstress, und man fühlt sich gegenseitig beim anderen zu Hause.
„Unser Kochclub trifft sich reihum.“