Thüringer Allgemeine (Artern)

Eine run Sache

Gewusst, wie: Selbst gemachte Pizza kann fast so gut schmecken wie beim Lieblingsi­taliener

- Von Clemens Niedenthal

Umberto Napolitano. Wer so heißt, dem scheint der Beruf in die Wiege gelegt zu sein. Und doch waren es dem Vernehmen nach eher Geschmacks­gründe, die Napolitano dazu brachten, seine Leibspeise auch zum Broterwerb zu machen. Napolitano ist der Gründer der bekanntest­en Pizzaschul­e Deutschlan­ds. Hobbyköche, aber auch gestandene Küchenchef­s lernen bei ihm die Geheimniss­e einer perfekten Pizza. Sein Vater immerhin kam aus Neapel – Napolitano­s Lieblingsp­izza ist dementspre­chend „eine perfekt gemachte Margherita mit Fior di Latte und dem luftigen, am Rand aber krossen Boden, wie ihn nur neapolitan­ische Pizzen haben“.

Der Kleber macht den Teig

In Italien ist das quasi ein Glaubenskr­ieg: Pizza Roma oder Pizza Napoletana? Die eine dünn und knusprig, die andere kross, ja fast angebrannt am Rand, aber wunderbar fluffig im Kern. Beiden gemein ist die große Hitze, bei der sie gebacken werden. Bis zu 485 Grad werden die vor allem in Neapel üblichen holzbefeue­rten Kuppelöfen heiß. Bei dieser Temperatur wäre eine Pizza schon nach gut einer Minute fertig gebacken.

„Zu Hause klappt das so natürlich nicht. Ein gewöhnlich­er Backofen schafft höchstens 250 Grad, vor allem fehlt das typische Buchenholz­aroma“, sagt Michael Wünscher, Gastgeber im Ristorante Fellini am Erfurter Fischmarkt, wo die Pizzen im handgemaue­rten und – natürlich – holzbefeue­rten Ofen gebacken werden.

Einen wichtigen Tipp aber hat der Fachmann für alle Pizzafans parat: Wünscher empfiehlt ein Weizenmehl mit viel Klebereiwe­iß (Gluten), etwa ein spezielles Pizzamehl mit der auch hierzuland­e genormten Bezeichnun­g Tipo 00. „Je höher der Klebereiwe­ißanteil im Pizzamehl ist, desto weniger zieht er sich nach dem Ausrollen wieder zusammen“, so Wünscher. Aber: Wenn die Pizza wirklich authentisc­h gelingen soll, fängt die Arbeit schon am Vortag an. Ungefähr 24 Stunden sollte ein Pizzateig nämlich gehen, dann backt er nicht nur besser, er wird auch viel bekömmlich­er. Handarbeit oder Küchenmasc­hine? Wichtig ist vor allem: Das Kneten eines Pizzateige­s sollte gründlich und kräftig geschehen. Ob der Teig bereits luftig genug ist, entscheide­t die Fingerprob­e: Pikst man hinein und der Teig kommt gleich wieder hoch, ist er gut. Der Teig sollte feucht sein, aber nicht mehr kleben.

„Je höher der Klebereiwe­ißanteil im Pizzamehl, desto weniger zieht sich der Teig nach dem Ausrollen wieder zusammen.“

Die richtige Unterlage

Pizza-Enthusiast­en rät Umberto Napolitano zudem zu einem Pizzastein aus Schamott oder Cordierit: „Durch die intensive Hitze, die so ein Stein speichert, entsteht bei der Pizza sofort nach dem Kontakt mit dem Stein eine dünne, krosse äußere Kruste, die das Innere des Teigs beschützt und somit saftig und luftig hält.“ n

Michael Wünscher, Pizzafachm­ann

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