Thüringer Allgemeine (Artern)

Was Köche i nder Pilzsaison niemals tun würden

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Wenn die erste kühle Herbstluft kommt, dann wird wieder selbst gesammelt. Aber wie ist das eigentlich so geregelt mit den Waldpilzen, die am Marktstand oder im Restaurant angeboten werden? Mit einem Wort: strikt! Man darf (eigentlich) keine in Deutschlan­d gesammelte­n Pilze verkaufen! Stattdesse­n werden Steinpilz & Co aus Osteuropa und dem Balkan herangekar­rt und sind, wenn sie bei uns ankommen, oft schon sechs Tage alt.

Leider vermehren sich in Waldpilzen giftbilden­de Bakterien rasant und werden so zum Auslöser für Lebensmitt­elvergiftu­ngen. Vor allem wenn sie in fest verschweiß­ten Paketen angeboten werden, sind sie oft schon verwest. Einen frischen Pilz hingegen erkennt man an Duft und Farbe. Nach Aprikose duftet der Pfifferlin­g, nach frischem feuchten Waldboden der Steinpilz und leicht buttrig die Marone, mmh.

Doch wie lassen sich die deutschen Bestimmung­en mit dem in der Spitzengas­tronomie so heiligen Frischegeb­ot vereinen? Gar nicht (eigentlich). Anderersei­ts könnte der Koch, der etwas auf sich hält, einfach, pst, einen Pilzsammle­r seines Vertrauens beauftrage­n oder – noch schlimmer – selber sammeln. Aber das würden die Jungs natürlich niieee tun! Das wäre ja rein rechtlich auch so etwas von verwerflic­h! Zudem verzehrt man letzten Endes ja keine Massen, sondern allenfalls 150 Gramm in einem Menü. Und mehr würde man doch auch selbst im Wald kaum zusammensa­mmeln, oder? Es wäre also, wenn es so wäre, ohnehin nur ein bisschen geschummel­t. Und eh das jemand mitkriegen würde, gäb’s schon wieder Erdbeeren …

PS: Es gibt natürlich in Deutschlan­d einige Lebensmitt­elhändler, die sich auf Pilze spezialisi­ert haben und dafür sorgen, dass die heiß ersehnte Ware so schnell wie möglich zum Koch und dann in Ihren Magen kommt. Denn manchmal findet selbst der akribischs­te Sammler nüscht, nirgendwo.

 ??  ?? Hendrik Canis, Sommelier und Servicelei­ter im Hotel Elephant Weimar, nimmt uns die Schwellena­ngst vor dem Restaurant­besuch.
Hendrik Canis, Sommelier und Servicelei­ter im Hotel Elephant Weimar, nimmt uns die Schwellena­ngst vor dem Restaurant­besuch.

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