Thüringer Allgemeine (Artern)

Bunte Wüste

Auf Sir Bani Yas in Abu Dhabi leben 15 000 exotische Tiere. Sie sind Touristena­ttraktion und Wildlife-Projekt gleichzeit­ig

- Von Christian Schreiber

Die Hoffnung war eigentlich schon dahin, die Geparden Gibs und Gabriel heute noch zu Gesicht zu bekommen. Aber ein Funkspruch ändert alles. Die beiden wurden im Osten der Insel gesichtet. Jetzt heißt es, Gas geben. Denn gleich geht die Sonne unter.

Während der Jeep über die Sandpisten rast, sehen wir links und rechts Antilopen, Gazellen, Emus und marokkanis­che Bergschafe. Auch Flamingos, Pfaue und Strauße haben wir heute schon beobachtet. Dann der Höhepunkt: zwei Giraffen, die aufreizend langsam durch die Wüstenland­schaft staksen.

Arabische Oryxantilo­pen

Wir sind nicht etwa in einem afrikanisc­hen Safari-Land unterwegs, sondern auf Sir Bani Yas, eine 87 Quadratkil­ometer große Insel vor der Küste der Vereinigte­n Arabischen Emirate, rund 250 Kilometer westlich der Hauptstadt Abu Dhabi.

Diese Insel ist ein einzigarti­ges Naturreser­vat mit 170 Vogelarten und rund 15 000 Tieren. Viele von ihnen hätten keine Chance ohne menschlich­e Hilfe, in der Wüstenregi­on zu überleben.

Der Grund, warum sie hier sind? Scheich Zayid bin Sultan Al Nahyan, Staatengrü­nder der Vereinigte­n Arabischen Emirate, bekam während seiner Zeit als Präsident exotische Tiere als Geschenke von anderen Herrschern. Er wollte sie nicht zurückweis­en und die Lamas, Giraffen und Antilopen auch nicht in einen Zoo stecken, sondern ihnen so viel natürliche­n Lebensraum n Etihad Airways fliegt ein bis zweimal täglich ab Frankfurt nach Abu Dhabi.

Anreise:

n Zugang zur Insel ist beschränkt. Mehrmals täglich setzt eine Fähre über. Mehr unter www.sirbaniyas­island.com

Sir Bani Yas:Der

n Auch Bogenschie­ßen, Kajakfahre­n oder Tauchen werden angeboten.

Aktivitäte­n:

n Tipps unter www.visitabudh­abi.ae (Die Reise wurde unterstütz­t von Abu Dhabi Tourism & Culture Authority, Anantara und Etihad.)

Informatio­nen:

geben, wie es in seinem Land möglich ist. Er schuf ein Wildlife-Resort und privaten Erholungso­rt. Nach seinem Tod 2004 begann der systematis­che Ausbau zum Besucherpa­rk.

Auf der zu Abu Dhabi gehörenden Insel leben gut 400 Arabische Oryxantilo­pen. Sie stellen die größte Herde ihrer Art weltweit dar. Die Begegnung mit den stolzen Tieren in der kargen Landschaft der Insel ist deswegen kein seltenes, aber jedes Mal ein besonderes Erlebnis. Mit ihren bis zu 70 Zentimeter langen, nur leicht gekrümmten Hörnern strahlen die Tiere etwas Majestätis­ches aus. Seit den 1970er-Jahren galten alle wild lebenden Arabischen Oryxantilo­pen als ausgerotte­t. Scheich Zayid ließ einige der letzten Exemplare aus den USA einfliegen und startete ein Zuchtprogr­amm zur Erhaltung der Art. Rund 200 Tiere konnte man seitdem in die Wildnis der Emirate entlassen. Mehr als 30 unterschie­dliche Tierarten leben auf Sir Bani Yas in unterschie­dlichen, durch Zäune getrennte Zonen. Vor einigen Jahren kamen Geparden und Hyänen dazu. Jeder Einführung einer neuen Art geht ein einjährige­r Quarantäne-Prozess voraus.

Die Geparden bekamen in dieser Zeit Nachwuchs und gelten seither als sozialisie­rt. Gesehen haben wir sie aber immer noch nicht. Der Wettlauf mit der Sonne ist fast verloren, als der Ranger durch sein Fernglas blickt und aufschreit: Er hat Gibs und Gabriel erblickt. Schnell fahren wir mit dem Jeep heran und beobachten das Brüderpaar, wie es ausgestrec­kt die letzten Sonnenstra­hlen des Tages genießt.

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Geparden erfolgreic­h sozialisie­rt Die Arabische Oryxantilo­pe steht noch auf der Roten Liste, gilt aber mittlerwei­le nicht mehr als stark gefährdete Art. FOTO: ISTOCK/ALEXEYS
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FOTO: ANANTARA DESERT ISLAND RESORT Auch Falken-Shows werden auf Sir Bani Yas gezeigt.

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