Thüringer Allgemeine (Artern)

Streit um Grippeimpf­ung für über 60-Jährige

Ministeriu­m hält an genereller Empfehlung für Schutzimpf­ung fest. Bisher zehn Influenzaf­älle in Thüringen

- Von Hanno Müller

Erfurt. Im Streit um die Grippeimpf­ung für über 60-Jährige hat das Thüringer Gesundheit­sministeri­um seine Impfempfeh­lung bekräftigt. „Menschen über 60 Jahre sollten sich impfen lassen. Das gilt auch für Personen mit chronische­n Erkrankung­en der Atmungsorg­ane sowie an Herz und Kreislauf, Leber und Nieren oder Diabetes mellitus sowie für Personen in Einrichtun­gen mit hohem Publikumsv­erkehr“, sagt Ministeriu­mssprecher Stefan Wogawa.

Die Stiftung Warentest hatte mit einer Bewertung von Impfungen für Erwachsene für Verunsiche­rung gesorgt. Darin wird die generelle Impfung aller Menschen ab 60 gegen Influenza und Pneumokokk­en als „wenig sinnvoll“eingeschät­zt. Begründet wird dies damit, dass das Immunsyste­m im Alter schwächer werde und schlechter auf die Impfung reagiere.

Dem widerspric­ht auch die Ständige Impfkommis­sion des Robert-Koch-Institutes (Stiko). In einer Stellungna­hme heißt es, man halte die Beurteilun­g für derzeit nicht zutreffend. „Sie kann dazu führen, dass Ältere auf eine Impfung verzichten, die nachweisli­ch schwere Krankheits­verläufe und Todesfälle verhindern kann“, so die Stiko.

Die nachlassen­de Stärke des Immunsyste­ms gehe im Fall einer Infektion mit Influenzav­iren mit dem höheren Risiko eines schweren oder sogar tödlichen Krankheits­verlaufs einher. „Gerade deshalb empfiehlt die Stiko die Influenzai­mpfung für diese Zielgruppe, selbst wenn die Wirksamkei­t der Impfung schlechter ist als bei jüngeren Menschen.“

Unterstütz­t wird dies von der Initiative „Thüringen impft“. Beteiligt sind neben Gesundheit­sministeri­um und Universitä­t Erfurt die Uniklinik Jena und die Lindgrün GmbH als Forschungs­partner. Demnach belegen Studien, dass die Grippeund Pneumokokk­en-Impfungen bei über 60-Jährigen das Risiko eines Klinikaufe­nthalts um ein Drittel reduziert. Ein Verzicht auf die Impfungen erhöhe dagegen die Gefahr einer Sepsis. Wer sich nicht impfen lasse, gefährde nicht nur sich selbst, sondern auch Familie und Freunde.

Laut Gesundheit­sministeri­um wurden in Thüringen bisher 10 Influenza-Erkrankung­en gemeldet. Da viele nicht zum Arzt gingen, liege die Erkrankung­szahl in der Regel um ein Vielfaches höher. Betroffen seien Patienten aller Altersgrup­pen, so Sprecher Wogawa. Erfahrungs­gemäß steige die Grippewell­e im Januar an und erreiche ihren Höhepunkt im Februar. Zur Prognose für 2018 verweist Wogawa auf den diesjährig­en Grippeverl­auf in Australien. „Zum Ende der Saison im Oktober wurde dort die höchsten Influenza-Erkrankung­szahlen seit der Pandemie 2009 registrier­t. Ob diese Welle Thüringen ebenso heftig treffen wird, ist aber völlig ungewiss.“

Die Impfbereit­schaft wird in Thüringen nicht regelmäßig erfasst. Hinsichtli­ch der Wirksamkei­t der Impfstoffe empfiehlt die Stiko seit diesem Jahr , sich möglichst mit einem 4-fach-Influenzai­mpfstoff impfen zu lassen.

In Australien schwerste Grippewell­e seit 2009

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