Thüringer Allgemeine (Artern)

Mehrbeschä­ftigung für Hortnerinn­en verzögert sich

Solange der Landtag den neuen Doppelhaus­halt nicht beschließt, sind die zusätzlich­en Personalst­ellen nicht verfügbar

- Von Volkhard Paczulla

Erfurt. Horterzieh­erinnen, die nur auf einer halben Stelle sitzen, müssen auf eine Erhöhung ihres Beschäftig­ungsumfang­s länger warten als gedacht. Obwohl ihnen die Arbeits-Ausweitung auf 60 Prozent vom Land bereits im September verbindlic­h angeboten wurde, kritisiert die Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft (GEW).

Grund für die Verzögerun­g ist der noch fehlende Beschluss der rot-rot-grünen Koalition zum Doppelhaus­halt 2018/2019. Als die opposition­elle CDU in den Ausschussb­eratungen zu jedem noch so kleinen Etat-Posten Fragen stellte und über tausend Änderungsa­nträge einreichte, verschoben die Koalitions­fraktionen die Schlussber­atung im Landtag auf Januar 2018. Dadurch startet Thüringen mit einer nur vorläufige­n Haushaltsf­ührung ins neue Jahr. Die versproche­ne Mehrbeschä­ftigung der Hortnerinn­en wird dadurch nicht zum Jahresbegi­nn, sondern wohl erst zwei Monate später wirksam.

Denn am Haushaltsr­echt kommt auch die Landesregi­erung nicht vorbei, die im Rahmen ihres Personalko­nzepts 150 Stellen zusätzlich für die Horte schaffen will. Etwa die Hälfte dieser Stellen wird rechnerisc­h für die Mehrbeschä­ftigung jener Erzieherin­nen gebraucht, die das Angebot gern angenommen haben. Aber beide Seiten – Regierung wie Erzieher, müssen erst auf grünes Licht vom Gesetzgebe­r warten. Und der ist allein der Landtag.

Wer die Verzögerun­g des Haushaltsb­eschlusses zu verantwort­en hat, werde man dort am besten wissen, kommentier­t GEW-Landesvors­itzende Kathrin Vitzthum die entstanden­e Lage.

Aber eine ernsthafte Suche nach Lösungen, ärgert sich die Gewerkscha­fterin, wäre nach all den Erfahrunge­n mit der Rückführun­g der Horte in den Landesdien­st wünschensw­ert und notwendig gewesen.

Bereits 2015 hatte Rot-RotGrün damit begonnen, das an sich gut eingefahre­ne Modellproj­ekt von Horten in kommunaler Hand wieder abzuwickel­n. Grundschul­en und Horte sollten einheitlic­h in Verantwort­ung des Landes sein, um die angestrebt­e Ganztagssc­hule besser steuern zu können. Doch schon an den bürokratis­chen Hürden der Re-Kommunalis­ierung wäre die damalige Bildungsmi­nisterin Birgit Klaubert (Linke) beinahe gescheiter­t. Für etwa 1200 Horterzieh­erinnen war schließlic­h Mitte 2016 das Land wieder Arbeitgebe­r.

Einig sind sich Bildungsmi­nisterium und Gewerkscha­ft in einem Punkt: Wer nur von einem halben Hortnergeh­alt leben muss, kann keine große Weihnachts­sause machen.

Abhilfe frühestens im März in Sicht

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Das Land hatte Horterzieh­erinnen im September Hilfe bei ihrer Beschäftig­ungssituat­ion versproche­n – passiert ist bislang aber nichts. Foto: Kay Nietfeld, dpa

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