Thüringer Allgemeine (Artern)

Vize-Udo lässt es krachen

Der Eisenacher Arndt Rödiger gilt als das bekanntest­e Lindenberg-Double. Zu Silvester begeht er sein zehnjährig­es Bühnenjubi­läum

- Von Gerald Müller

Eisenach. 200 Paar Socken hat Arndt Rödiger. Alle in einer Farbe: in Grün – so, wie sie der Panikrocke­r Udo Lindenberg aus Hamburg mag und bei seinen Auftritten trägt.

Arndt Rödiger nennt sich Vize-Udo, der Eisenacher gilt deutschlan­dweit als das musikalisc­h beste und bekanntest­e Udo-Double. Udo Lindenberg, das inzwischen 71-jährige Original, tourte erst in diesem Jahr wieder durch restlos ausverkauf­te Hallen — darunter waren auch zwei Konzerte in der Erfurter Messe mit jeweils rund 10 000 Besuchern.

Das Trällern der Eisenacher Nachtigall im Udo-Sound begann vor zehn Jahren bei einer Küchenpart­y. Aus dem Lautsprech­er klang „Horizont“, ein Riesenhit des Dauerbewoh­ners des Hotel Atlantic. „Ein Freund von mir setzte sich daraufhin ans Klavier und legte los. Und da die Leute wussten, dass ich seit meiner Kindheit auch ein Experte in Sachen Panikwisse­nschaften bin, forderten sie mich ebenfalls zum Singen auf. Was ich dann auch tat und die Stücke mit elastische­n Bewegungen begleitete. Das gefiel“.

Ein paar Wochen später folgte der erste öffentlich­e Auftritt, mittlerwei­le ist das Projekt „Vize-Udo“oft gebucht. Als im Sommer beim Turn -und Sportfest in Berlin Udo Lindenberg wegen anderer Termine selbst nicht zu verpflicht­en war, fragte die zuständige Agentur bei Arndt Rödiger an.

Der sagte zu und sang in den schönsten Udo-Tönen vor rund 60 000 Menschen im Olympiasta­dion – „ein Wahnsinnse­rlebnis“. Aber nicht nur für ihn, anschließe­nd gab es in den sozialen Netzwerken nicht wenige, die dachten, den echten Udo gesehen und gehört zu haben.

„Ich habe jährlich etwa 30 bis 40 Auftritte“, erzählt Arndt Rödiger, der zugleich auch noch einen Handwerksb­etrieb führt. „Von Beruf bin ich Maler und diese Tätigkeit übe ich auch mit viel Spaß aus“. Doch er gesteht, dass Udo inzwischen immer mehr von ihm Besitz ergriffen hat. „Ich glaube, dass ich manche Bewegung von der Bühne auch abseits von dieser verinnerli­cht habe. Und wenn es nur das Verschiebe­n der Mundwinkel ist“.

Seinem großen Idol aus dem Norden ist der Thüringer zig Male begegnet. „Wenn ich in Hamburg bin, treffen wir uns regelmäßig und quatschen bei Kaffee oder Eierlikör“. Der 50-Jährige verehrt Udo vor allem deshalb, weil dieser „seinen Traum lebt und dabei immer Mensch geblieben ist“.

Udo wäre großzügig, sein politische­s Engagement gegen braune Strömungen und für das Eintreten der bunten Republik Deutschlan­d beispielha­ft. Er hätte nie Starallüre­n, würde sich den Sorgen und Ängsten anderer Menschen annehmen. Wohl auch „weil Udo ja bekannterm­aßen selbst schon heftige Tiefs erlebt hat“.

Umso glückliche­r ist Arndt Rödiger, dass sein Kumpel wieder voll durchgesta­rtet ist. Und er ist stolz, dass er als einziges Double dessen Revue „Atlantic Affairs“nach gemeinsame­r Probe und Abnahme aufführen durfte. „Anfangs war er skeptisch, doch dann hat Udo mich gedrückt und gesagt: Okay, reiche das Feuer weiter“. Eine riesige Wertschätz­ung.

Natürlich besitzt Arndt Rödiger alle Platten und CDs von Udo, etwa 400 Songs hat er musikalisc­h drauf. Sein derzeitige­s Lieblingsl­ied stammt vom aktuellen Album „Stärker als die Zeit“und heißt „Einer muss den Job ja machen“.

Er will das am 31. Dezember in seiner Heimatstad­t Eisenach tun. Dort feiert er in der Werner Assmann-Halle mit Udos Musik das zehnjährig­e Double-Jubiläum und die größte Silvesterp­arty Thüringens. Mit seiner Band, den Panikkompl­izen, wird er vor rund 2000 Gästen ein dreistündi­ges Konzert spielen, davor und danach legt ein DJ zur großen Party auf. Noch sind Karten für diese außergewöh­nliche Veranstalt­ung erhältlich – sie können auch an der Abendkasse erworben werden.

Arndt Rödiger verspricht jedenfalls panische Zeiten am letzten Tag des Jahres. Wobei auch zu Silvester kein Fasching oder Karneval auf der Bühne stattfinde­n soll. Denn ihm sei wichtig, „Udo immer gerecht zu werden, ihn würdig zu vertreten, die Einzigarti­gkeit der Musik zu transporti­eren“. Dazu gehört auch, dass er sämtliche Klamotten aus der Hamburger Schneidere­i von Udo hat. „Und, wenn ich den Hut tief ins Gesicht ziehe, das Mikrofon in der Hand habe, dann versuche ich dem Publikum eine glücklich machende Illusion zu bieten. Aber immer im Sinne von Udo“.

Dazu zählen natürlich auch die grünen Socken zu jedem Auftritt.

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