Menschen helfen gern
Was Menschen im Umgang miteinander antreibt, darüber streiten die Gelehrten. Ist der Mensch von Natur aus gut oder böse? Homo homini lupus – der Mensch ist dem Menschen ein Wolf – heißt es schon in der Antike. Gestützt wird der düstere Blick durch Egoismus, Neid, Kriminalität oder Kriege. Auch Angriffe auf Rettungskräfte wecken Zweifel am Menschsein.
Dagegen steht die Sicht auf Selbstlosigkeit oder Altruismus. Gemeint sind Menschen, die sich helfen und zusammenarbeiten, sich vielleicht sogar aufopfern. Gemeinsinn, sagen Evolutionsbiologen, sei dem Menschen als Überlebensstrategie angeboren, seine Entwicklung seit Angedenken ein Produkt der Teamarbeit. Gruppen, die füreinander einstehen, sind demnach im Vorteil gegenüber jenen, bei denen das Gesetz des Stärkeren nur wenige begünstigt. Beim Jagen, Kämpfen, Forschen oder Städtebau – Gemeinsamkeit macht den Homo sapiens zu dem, was er ist.
Das ist auch die Botschaft eines Helfertages. Gewürdigt werden Menschen, die anderen beistehen, ohne an ihren Vorteil zu denken. Beispiele dafür gab und gibt es viele: Nach dem Amoklauf in Erfurt waren mit den Rettungskräften ungefragt Psychologen, Pfarrer oder DRKHelfer zur Stelle. Während eines Hochwassers schleppen Wildfremde Sandsäcke, um das Hab und Gut der Betroffenen zu bewahren. Feuerwehrleute riskieren ihr Leben für das anderer. Die verlorene Geldbörse findet sich unversehrt im Briefkasten, der kleine Junge bückt sich instinktiv nach dem heruntergefallenen Gehstock der Oma.
In der Evolution erhöht selbstlose Hilfe die Chance, selbst Unterstützung zu bekommen. Für die gestern hervorgehobenen Helfer war das sicher nicht der erste Antrieb. Sie handelten einfach menschlich. Dass sie dafür Respekt einfordern müssen, ist mehr als schändlich. Trotzdem gut zu wissen, dass man auf das Gute im Menschen vertrauen kann.