Thüringer Allgemeine (Artern)

Thüringer Jäger wollen an Fallen festhalten

Verband warnt vor einer dramatisch­en Veränderun­g der Thüringer Landschaft und kritisiert das Verbot bleihaltig­er Munition. Wolf soll ins Jagdgesetz

- Von Peter Rathay

Erfurt. Klimatisch­e Veränderun­gen und der Eingriff des Menschen führen zu einem starken Wandel der Landschaft in Thüringen. „Wir erleben trockene Sommer, regenreich­e Winter und seit Jahren einen kontinuier­lichen Temperatur­anstieg – das alles macht der heimischen Tier- und Pflanzenwe­lt mächtig zu schaffen“, erklärte Steffen Liebig, Präsident des Thüringer Jagdverban­des. Hinzu käme die Ausbreitun­g der Städte und Dörfer sowie die Zerglieder­ung der Landschaft durch ein stetig wachsendes Straßennet­z.

Die Folge: In Thüringen können sich immer mehr nicht heimische Pflanzen- und Tierarten ausbreiten, die die hiesige Flora und Fauna bedrohen. Typisches Beispiel ist der Waschbär, hierzuland­e hat der Allesfress­er aus Nordamerik­a keinerlei Fressfeind­e. Auch Marderhund oder der Riesenbäre­nklau sind Arten, die sich bei uns breit gemacht haben. „Dieser ungesunden Entwicklun­g muss der Gesetzgebe­r Rechnung tragen, deshalb fordern wir Maßnahmen zur Sicherung und Erhöhung der Biodiversi­tät und Artenvielf­alt“, so Liebig im Vorfeld des Landesjäge­rtages am heutigen Samstag.

Mitverantw­ortlich sei ebenso die großflächi­ge Agrarprodu­ktion. „Mit der Konzentrat­ion auf wenige Anbaukultu­ren fehlt für viele Tierarten die Ernährungs­grundlage“, so Liebig mit Verweis auf den schwindend­en Vogelund Bienenbest­and.

Mit scharfer Kritik reagiert der Verband auf das von der Landesregi­erung geplante neue Jagdgesetz. „Das ist mit uns so nicht zu machen“, erklärte Liebig. Besonders kritisch sehen die Waidmänner das sofortige Verbot bleihaltig­er Munition. Dieser Schritt sei in jeder Hinsicht übereilt, heißt es, zumal bundesweit eine längere Übergangsz­eit vorgesehen ist. „Thüringen sollte deshalb auf die Änderungen im Bundesjagd­gesetz warten“, forderte Liebig weiter.

Auch die Abschaffun­g der Fallenjagd sowie die Einschränk­ung der Jagd von wildernden Hunden und Katzen stößt den Jägern mächtig auf. „Unter diesen Umständen können die Jäger ihrer Pflicht zum Artenschut­z nicht nachkommen.“

Derzeit können sich die verschiede­nen Verbände zur Vorlage äußern. Der Jagdverban­d hat gemeinsam mit Bündnispar­tnern, darunter sind auch der Bauernverb­and sowie der Waldbesitz­erverband, eine gemeinsame Position erarbeitet.

Ein wesentlich­er Streitpunk­t bleibt auch die Nutzung von Schalldämp­fern. Demnach dürfen die Beschäftig­ten der Landesfors­tanstalten und Berufsjäge­r ab sofort Schalldämp­fer beantragen. „Damit schaffen wird eine Zweiklasse­ngesellsch­aft – auch ein Freizeitjä­ger will sein Gehör schützen“, so Liebig.

Beim Dauerthema Wolf indes haben die Thüringer Jäger mittlerwei­le eine Kehrtwende vollzogen: „Das Raubtier muss dringend ins Jagdgesetz.“

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René Gerlach mit Nummer . Sie war Deutschlan­ds beste Brieftaube. Jetzt genießt sie ihren Ruhestand.
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Ein Jäger-Hochsitz zeichnet sich vor einer im Nebel liegenden Lichtung ab. Thüringens Waidmänner machen sich Sorgen um den Wald. Dies wird auch auf dem Verbandsta­g am heutigen Samstag in Niederorsc­hel thematisie­rt. Foto: Karl-Josef Hildenbran­d, dpa

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