Thüringer Jäger wollen an Fallen festhalten
Verband warnt vor einer dramatischen Veränderung der Thüringer Landschaft und kritisiert das Verbot bleihaltiger Munition. Wolf soll ins Jagdgesetz
Erfurt. Klimatische Veränderungen und der Eingriff des Menschen führen zu einem starken Wandel der Landschaft in Thüringen. „Wir erleben trockene Sommer, regenreiche Winter und seit Jahren einen kontinuierlichen Temperaturanstieg – das alles macht der heimischen Tier- und Pflanzenwelt mächtig zu schaffen“, erklärte Steffen Liebig, Präsident des Thüringer Jagdverbandes. Hinzu käme die Ausbreitung der Städte und Dörfer sowie die Zergliederung der Landschaft durch ein stetig wachsendes Straßennetz.
Die Folge: In Thüringen können sich immer mehr nicht heimische Pflanzen- und Tierarten ausbreiten, die die hiesige Flora und Fauna bedrohen. Typisches Beispiel ist der Waschbär, hierzulande hat der Allesfresser aus Nordamerika keinerlei Fressfeinde. Auch Marderhund oder der Riesenbärenklau sind Arten, die sich bei uns breit gemacht haben. „Dieser ungesunden Entwicklung muss der Gesetzgeber Rechnung tragen, deshalb fordern wir Maßnahmen zur Sicherung und Erhöhung der Biodiversität und Artenvielfalt“, so Liebig im Vorfeld des Landesjägertages am heutigen Samstag.
Mitverantwortlich sei ebenso die großflächige Agrarproduktion. „Mit der Konzentration auf wenige Anbaukulturen fehlt für viele Tierarten die Ernährungsgrundlage“, so Liebig mit Verweis auf den schwindenden Vogelund Bienenbestand.
Mit scharfer Kritik reagiert der Verband auf das von der Landesregierung geplante neue Jagdgesetz. „Das ist mit uns so nicht zu machen“, erklärte Liebig. Besonders kritisch sehen die Waidmänner das sofortige Verbot bleihaltiger Munition. Dieser Schritt sei in jeder Hinsicht übereilt, heißt es, zumal bundesweit eine längere Übergangszeit vorgesehen ist. „Thüringen sollte deshalb auf die Änderungen im Bundesjagdgesetz warten“, forderte Liebig weiter.
Auch die Abschaffung der Fallenjagd sowie die Einschränkung der Jagd von wildernden Hunden und Katzen stößt den Jägern mächtig auf. „Unter diesen Umständen können die Jäger ihrer Pflicht zum Artenschutz nicht nachkommen.“
Derzeit können sich die verschiedenen Verbände zur Vorlage äußern. Der Jagdverband hat gemeinsam mit Bündnispartnern, darunter sind auch der Bauernverband sowie der Waldbesitzerverband, eine gemeinsame Position erarbeitet.
Ein wesentlicher Streitpunkt bleibt auch die Nutzung von Schalldämpfern. Demnach dürfen die Beschäftigten der Landesforstanstalten und Berufsjäger ab sofort Schalldämpfer beantragen. „Damit schaffen wird eine Zweiklassengesellschaft – auch ein Freizeitjäger will sein Gehör schützen“, so Liebig.
Beim Dauerthema Wolf indes haben die Thüringer Jäger mittlerweile eine Kehrtwende vollzogen: „Das Raubtier muss dringend ins Jagdgesetz.“