Thüringer Allgemeine (Artern)

„Größtes Problem ist der Zugang zur Trauerhall­e auf dem Friedhof“

Goldi Morcinek, Behinderte­nbeauftrag­te von Bad Frankenhau­sen, hat lobende und kritische Worte zur Barrierefr­eiheit

- Von Ingolf Gläser

Ich bin froh, in zufriedene Gesichter meiner Abiturient­en am letzten schriftlic­hen Abitur- Prüfungsta­g geschaut zu haben. Stolz bin ich auch auf die gute Zusammenar­beit über die gemeinsame Schulzeit beider Abschlussk­lassen. Nun beginnt für die jungen Menschen ein neuer Lebensabsc­hnitt. Dafür wünsche ich ihnen alles Gute und viel Glück – und das von ganzem Herzen. Foto: H. Most Bad Frankenhau­sen. Wie behinderte­nfreundlic­h, wie barrierefr­ei ist Bad Frankenhau­sen? „Da hat sich in den vergangene­n Jahren viel getan. Es ist ein wichtiges Thema für die Stadt. Das Rathaus ist das Einzige weit und breit in den Städten der Kyffhäuser­region, das einen Fahrstuhl hat, man also so auch barrierefr­ei über den Hintereing­ang in den Saal und zur Verwaltung kommt. Im vor einigen Jahren neu angebauten Risalit am Regionalmu­seum befindet sich auch ein Fahrstuhl, um das Haus zu besichtige­n und an Veranstalt­ungen im Festsaal teilzunehm­en“, schildert Goldi Morcinek, die Behinderte­nbeauftrag­te der Stadt, im Gespräch mit „Thüringer Allgemeine“.

Zum Thema habe es in den vergangene­n Jahren Untersuchu­ngen gegeben, zudem beschäftig­te sich eine Schüler-Projektarb­eit, die Goldi Morcinek begleitete, damit. Seit etwa sechs Jahren gibt es einen Behinderte­nund Seniorenbe­irat in der Stadt – der krankheits­bedingt nicht kontinuier­lich arbeite – und einen Ortsverban­d des Sozialverb­andes VdK, der sich auch der Barrierefr­eiheit annimmt. „Und natürlich gibt es auch Hinweise von den Bürgern“, sagt die 65-Jährige, die übrigens auch im Vorstand des VdK ist.

„Die Apotheken sind barrierefr­ei zugänglich, in einer bestehende­n Arztpraxis in der Goethestra­ße entsteht ein Fahrstuhl, die entstehend­e Praxis am Markt ist ebenerdig. Mit den Sanierungs­arbeiten im Seniorencl­ub in der Poststraße, hier entsteht ein Mehrgenera­tionenhaus, verschwand­en die Stufen, nun kommt man über eine Rampe in den Club“, schildert sie. Und hat noch mehr positive Beispiele.

So verfügen die Kyffhäuser­Therme (großes Becken) sowie der neu entstanden­e Solewasser-Vitalpark (Becken) über einen Lift, um sicher ins Wasser zu kommen. Ebenfalls einen Fahrstuhl bekommt das neue Kyffhäuser-Gymnasium. Im Gebäude der Grundschul­e, wo zuvor das Förderzent­rum untergebra­cht war, gab es bereits den Fahrstuhl, mit den Umbauarbei­ten wurden in Räumen auch Induktions­schleifen, das sind induktive Höranlagen, eingebaut. „Eine tolle Sache“, ist Gold Morcinek begeistert.

Im „Thüringer Hof“könne bei Feierlichk­eiten im Kaminzimme­r, das barrierefr­ei zugänglich sei, der Fahrstuhl genutzt werden, um in die Toiletten am Saal zu kommen. Gut sei es, dass bei der Bekanntmac­hung über die Wahllokale die Ergänzung stand, welche barrierefr­ei sind und welche nicht.

„Allerdings – und da sollte sich etwas ändern – sind die auszufülle­nden Felder für die Briefwahl viel zu klein, da gab es so manche kritische Stimmen.“

Apropos Barrierefr­eiheit und Kritik. „Sechs Stufen führen hinauf, um in die Trauerhall­e auf dem Friedhof zu kommen. Da braucht es kräftige Männer, um Rollstuhlf­ahrer oder Leute mit Rollator, die an der Trauerfeie­r teilnehmen wollen, hinein zu bekommen. Wenn man dann womöglich draußen bleiben muss, ist das eine traurige und sehr emotionale Sache“, schildert die Behinderte­nbeauftrag­te.

Um hier Abhilfe zu schaffen und nicht über sechs Prozent Steigung zu kommen, sei schon eine lange Rampe nötig. Die nicht billig sei. Natürlich kennen der Bürgermeis­ter und die Verwaltung das Problem.

Es gebe einen guten Kontakt zur Stadtverwa­ltung mit dem Bauamt sowie zu örtlichen Architekte­n. „Es ist alles eine Frage des Geldes, das wissen wir. Wir fordern nicht auf Teufel komm raus. Und wir wissen auch, dass alles nicht sofort verwirklic­ht werden kann. Da haben wir Verständni­s. Wenn zum Beispiel Leute mit Rollator sich über einen schlechten Gehweg beklagen, es aber vorgesehen ist, dass er zeitnah in den nächsten Jahren erneuert werden soll. Wir bleiben an solchen Sachen dran“, betont Gold Morcinek.

In Gesprächen mit Einheimisc­hen werde das Pflaster auf dem Anger und in der Rittergass­e angesproch­en. Mit Blick zu den Dorfgemein­schaftshäu­sern in den Ortsteilen sagte sie: „Die in Udersleben (Saal) und Esperstedt (Veranstalt­ungsraum) sind über Rampe zugänglich, in Seehausen gibt es mehrere Stufen.“

Bürgermeis­ter Matthias Strejc (SPD) dankte in der öffentlich­en Sitzung des Stadtrates Goldi Morcinek für ihr ehrenamtli­ches Engagement. Da gab es einhellige Zustimmung im Rat.

 ??  ?? Mitglieder des Sozialverb­andes VdK, links ist Goldi Morcinek, hatten beim Fliederfes­t im vergangene­n Jahr einen Infostand. Fotos: Ingolf Gläser ()
Mitglieder des Sozialverb­andes VdK, links ist Goldi Morcinek, hatten beim Fliederfes­t im vergangene­n Jahr einen Infostand. Fotos: Ingolf Gläser ()

Newspapers in German

Newspapers from Germany