Thüringer Allgemeine (Artern)

Erbe der Mönche vielfältig und kreativ genutzt

Im Klostergut Mönchpfiff­el wird gearbeitet, gegessen und bald auch geheiratet

- Von Patrick Weisheit

Mönchpfiff­el-Nikolausri­eth. Im Jahr 786 wurde das Klostergut in Mönchpfiff­el im Hersfelder Zehntverze­ichnis erstmals schriftlic­h erwähnt. Im Jahr 1205 wurde es eine Grangie (also Klosterhof) des Walkenried­er Zisterzien­serkloster­s im heutigen Niedersach­sen. Über viele Jahrhunder­te wurde das Gut von Mönchen ausgebaut und bewirtscha­ftet. Im Jahr 1920 ging es schließlic­h in thüringisc­hes Staatseige­ntum über, bevor es zu DDR-Zeiten eine Landwirtsc­haftliche Produktion­sgenossens­chaft (LPG) mit Tier- und Pflanzenpr­oduktion wurde. Im Jahr 1995 schließlic­h erwarb die Raiffeisen-Agil Warengenos­senschaft eG Leese das Gut und begann mit umfangreic­hen Erhaltungs­maßnahmen, die bis heute andauern.

Seit dem Jahr 2014 ist Carina von Jagemann eine von zwei Geschäftsf­ührerinnen des Klostergut­es. Sie hat ein landwirtsc­haftliches Studium absolviert und ist für den Sonderfruc­ht-Anbau zuständig. „Nach der Übernahme durch die Raiffeisen-Agil Warengenos­senschaft ist hier sehr viel passiert. Ich war nicht selbst dabei, weiß aber, dass das Gut im Jahr 1995 in einem ganz schlechten Zustand war“, blickt von Jagemann zurück. Das Gut selbst stand damals zum Verkauf und die umgebenen Flächen zur Verpachtun­g.

Dass die Raiffeisen-Agil das Klostergut erworben hat, hat eine Vorgeschic­hte. „Schon Ende der 1980er-Jahren hat Ernst Becker von der Mosterei ‘Beckers Bester‘ Kontakt hierher aufgenomme­n, weil in Niedersach­sen die Flächen für den Ostanbau ausgingen und dringend welche gebraucht wurden“, berichtet von Jagemann. Aus diesem Grunde sei Anfang der 1990er-Jahre eine Vereinbaru­ng getroffen worden. Seither wird in Mönchpfiff­el Obst für diese Mosterei angebaut.

Zwei verschiede­ne Unternehme­n gegründet

Dazu entstanden zwei Unternehme­n. Im Jahr 1995 gründete sich die Klostergut Mostobst GmbH für den konvention­ellen Obstanbau, hauptsächl­ich für die Produktion von Mostäpfeln auf 240 Hektar. Im Jahr 1999 kam die Klostergut Ökoland hinzu, die auf 65 Hektar schwarze Bio-Johannisbe­eren anbaut. Noch relativ neu ins Anbauportf­olio aufgenomme­n wurde der Rhabarber. Im Obstanbau beschäftig­t sind – inklusive Saisonkräf­ten – etwa 20 Menschen. Aktuell sind es exakt 18.

Das Herrenhaus auf dem Klostergut ist komplett vermietet. Darin befinden sich mehrere Wohnungen. Weiteres Leben zog durch den Heimatvere­in ein, der im ehemaligen Pferdestal­l seine Heimatstub­e untergebra­cht hat und auch im Obergescho­ss des ehemaligen Ochsenstal­ls eine Ausstellun­g unterhält. Im Untergesch­oss des Ochsenstal­ls gibt es seit einigen Jahren eine Gastwirtsc­haft, die im April 2017 von den jetzigen Pächtern übernommen wurde. Ebenfalls im vergangene­n Jahr richtete eine Friseurin aus dem Ort ihren Salon auf dem Klostergut ein.

Bereits seit 2011 gibt es zudem den Hofladen im ehemaligen Kuhstall, der von Antje KrahlKranz geführt wird. „Es ist schön, dass durch den Hofladen fast immer ein Ansprechpa­rtner auf dem Gut vor Ort ist. Das war zuvor leider oft ein Problem“, sagt Carina von Jagemann. Im Hofladen können Produkte aus der hiesigen Region und weiteren Thüringer Regionen erworben werden. „Ich finde es gut, dass immer mehr Leben auf dem Gut entsteht, und wir haben ja noch viel Platz für weitere Ideen – zum Beispiel steht der Ostflügel noch völlig leer“, meint die Geschäftsf­ührerin. Im vergangene­n Jahr konnte die Fassade des Südflügels neu gestaltet werden. Auch das Herzstück der Anlage, die kleine Kapelle ist äußerlich saniert. „Im kommenden Jahr wollen wir hier mit dem Innenausba­u beginnen, was aber wegen des Denkmalsch­utzes viel Vorplanung erfordert“, kündigt von Jagemann an.

Die Idee ist, künftig in der Kapelle auch Hochzeiten durchführe­n zu können. „Wir werden bereits in diesem Jahr die erste Trauung im Garten der Kapelle durchführe­n. Aber das soll eben nur der erste Schritt sein“, sagt von Jagemann.

Bislang werden die auf dem Klostergut produziert­en Waren von einem Dienstleis­ter weitervera­rbeitet. „Wir haben auch schon Überlegung­en angestellt, künftig einen Teil unserer Produkte wie zum Beispiel Fruchtaufs­triche selbst auf dem Hof herzustell­en. Der Platz wäre da, aber die Umsetzung ist noch nicht fest geplant“, schildert von Jagemann.

Auch in diesem Jahr wird anlässlich des Tages des offenen Denkmals der Klostermar­kt stattfinde­n. Hier werden unterschie­dliche

Kapelle soll im Inneren ausgebaut werden

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Carina von Jagemann ist eine von zwei Geschäftsf­ührerinnen des Klostergut­es. Fotos : Patrick Weisheit ()
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Im ehemaligen Pferdestal­l hat der Heimatvere­in sein Domizil gefunden.
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Antje Krahl-Kranz (links) und Kristin Albert vertreiben im Hofladen des Klostergut­es regionale Produkte.

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