Entwicklungsschub für die Region durch Biosphärenreservat
Regionalforscher sieht bis zum Jahr 2050 ein Plus bei der Südharzer Touristenzahl von 84 Prozent, wenn man mit Kyffhäuserkreis zusammengeht
Kyffhäuserkreis. Was die Gipsindustrie kann, vermag nun auch die Tourismusbranche im Naturpark Südharz: mit Zahlen die eigene Kraft beschreiben.
Denn seit Donnerstag liegt eine Studie hierzu vor. Demnach bringen Besucher des Naturparks Südharz mehr als 20 Millionen Euro pro Jahr in die Region. Das sichert knapp 600 Arbeitsplätze.
Beim Naturpark Kyffhäuser sind es jährlich fast 27 Millionen Euro, was 800 Jobs garantiert. „Beide Naturparke haben schon jetzt einen zählbaren Wert“, erklärt Umweltministerin Anja Siegesmund (Grüne). Sie hatte besagte Studie in Auftrag gegeben, die Professor Hubert Job von der Universität Würzburg vor rund 120 Gästen im Schloss Heringen vorstellte.
Durch Besucherzählungen, Interviews und Fragebögen wurden für 2017 die Übernachtungszahlen sowie das Konsumverhalten der Naturpark-Besucher erhoben.
Dass der Naturpark Kyffhäuser zahlenmäßig etwas besser dastehe, liege zum einen an den Besucherzahlen, so Job. Die habe im Naturpark-Südharz (einschließlich ganz Nordhausen, Werther und Hohenstein) bei 584 000 gelegen, im Kyffhäuserkreis indes bei 787 000. Auch sei der Anteil an Übernachtungsgästen im Kyffhäuserkreis höher. Und die spülen bekanntlich mehr Geld in die Kassen.
Jeder Tagesgast gab 2017 im Schnitt im Kyffhäuserkreis 15,90 Euro aus, im Südharz waren es 17 Euro. Demgegenüber stehen diejenigen, die auch übernachten: Die lassen 66,80 Euro hier (Kyffhäuserkreis: 56 Euro).
Siegesmund schlussfolgerte: Der Naturtourismus in den Naturparken Südharz und Kyffhäuser sei bereits heute ein relevanter Wirtschaftsfaktor. „Das kann durch naturverträglichen Tourismus noch mehr werden.“Eindringlich warb sie für das geplante Biosphärenreservat Südharz-Kyffhäuser: „Es geht um Einkommen in ländlichen Regionen und eine Perspektive für die nächsten 10 bis 20 Jahre, im Einklang mit der Natur.“Durch den Unesco-Status würden die Besucher- und Übernachtungszahlen und die Nachfrage nach regionalen Produkten steigen.
Ohne ein solches Biosphärenreservat ist die Prognose für den Südharz ziemlich düster. Bis zum Jahr 2050 rechnet Job mit einem Minus bei den Besucherzahlen von zehn Prozent. Demgegenüber stünde ein Plus von 27 Prozent, sollte es zu einem Biosphärenreservat Südharz kommen. Gar einen „Quantensprung“um 84 Prozent prognostiziert Job, bilde man gemeinsam mit dem Naturpark Kyffhäuser ein solches. Denn dann gebe es die „kritische Masse an vielfältigen Attraktionen“, eine größere Vielfalt an buchbaren Angeboten, genug Betriebe, mit denen eine Dachmarke ermöglicht werden könne.
Die Zahlen ermittelte der Wissenschaftler auf Grundlage der – hierzulande nur stagnierenden – Besucherzahlentwicklung von 2001 bis 2016, der Trend sei in die Zukunft verlängert worden. Er mahnte jedoch zu Geduld: Erst nach sieben bis acht Jahren würden sich Effekte eines Biosphärenreservats einstellen.