Platz für Auto und Mensch
Werkstatt, Proberaum, Kultstätte: In Garagen sind nicht nur Fahrzeuge zu Hause
Für die englische Boulevardpresse war es eine kleine Sensation: Als zwei Geschwister aus Großbritannien 2009 von ihrem verstorbenen Onkel eine alte Garage erbten, fanden sie darin einen Bugatti Type 57S Atalante – eines von nur wenigen Modellen aus dem Jahr 1937 –, der sie schlagartig zu Millionären machte. Die meisten können von so einem Schatz in der Garage nur träumen. Jedoch verbirgt sich hinter so manchem Garagentor mehr als erwartet.
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Die berühmteste Garage
Die Geburtsstunde der Garage schlug mit der Erfindung der ersten Automobile mit Verbrennungsmotor, also Ende des 19. Jahrhunderts. 1886 begann die serienfähige Entwicklung der dreirädrigen Benz PatentMotorwagen. Ihr Erfinder Carl Benz ließ 1910 in Ladenburg eine Garage erbauen. Das turmartige, historisch anmutende Gebäude gehört heute zu den ältesten und berühmtesten Einzelgaragen in Deutschland. Im Erdgeschoss soll zuerst ein Benz Viktoria und später ein Benz Tonneau gestanden haben. Im Obergeschoss befand sich ein Studierzimmer. Der erste richtige Garagenboom setzte dann in den 1920ern ein, als das Auto für die Mittelschicht erschwinglich wurde. Das Wort „Garage“kommt übrigens aus dem Französischen vom Verb „garer“für „in sichere Verwahrung bringen“. Vor äußeren Einflüssen wie Wetter oder Diebstahl sollten die Autos also geschützt werden. Das gelang mit der Zeit immer preisgünstiger, auch durch die ersten Beton-Fertiggaragen, die in den 1950er-Jahren die Firma Marley in England erfand.
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Teure Autos hinter Glas
Heutzutage gibt es eine Vielzahl an Garagentypen. In hochfrequentierten Innenstädten verschwinden Autos platzsparend in Parkhäusern oder Tiefgaragen. Mehrfamilienhäuser teilen sich oft größere Gemeinschaftsgaragen mit mehreren Stellplätzen, wenn dies baulich möglich ist. Hausbesitzer wiederum haben die Qual der Wahl zwischen verschiedenen Garagenalternativen. Da sind neben der erwähnten Beton-Fertiggarage auch solche aus Aluminium und Stahl erhältlich – oder sie werden aus Mauerwerk gebaut. Besonders beliebt ist darüber hinaus der kostensparende, meist aus Holz gefertigte Carport mit offenen Seiten. Für unterwegs oder bei zu wenig Platz gibt es sogenannte Faltgaragen in diversen Ausführungen, die das Auto vor Wettereinflüssen schützen. Besonders dekadente Luxusapartments haben inzwischen gläserne Garagen, die direkt in den Wohnraum integriert sind und die Edelkarossen ihrer Besitzer besonders gut in Szene setzen.
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Die „Software“der Garage
Auch die „Software“der Garage hat sich weiterentwickelt. So gab es beispielsweise bereits in den 1920er-Jahren den ersten automatischen Toröffner. Mittlerweile gibt es vom Kippüber das Roll- bis hin zum Sektionaltor eine große Anzahl an Modellen mit unterschiedlichen Torblättern und Funktionen, wie zum Beispiel Abschaltautomatik, Fingerklemmschutz oder einbruchhemmenden Sicherheitssystemen. Ein Kauf ist mittlerweile sogar online möglich, die Beratung in einem Fachgeschäft aber angeraten, um das passende Tor zu bestellen. Und auch beim Dach hat sich einiges getan: Neben dem klassischen Flachdach, zum Beispiel aus Bitumen oder Kunststoff, kommen – je nach Stil des Hauses – auch andere Dachformen wie ein Sattel- oder Pultdach infrage. Am besten für die in manchen Landesbauordnungen sogar vorgeschriebene Dachbegrünung geeignet sind Flachdächer. Sie können ohne viel Aufwand mit Gewächsen wie Moosen oder Gräsern, die keine zusätzliche Bewässerung benötigen, bepflanzt werden.
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Es begann in einer Werkstatt
Schon lange werden Garagen nicht mehr nur als Stellplatz fürs Fahrzeug oder als Abstellkammer genutzt. Begeisterte Autoschrauber richten sich darin gerne eine gut ausgestattete Werkstatt ein, und so manch weltbewegende Erfindung nahm ihren Anfang in einer Garage. Die Anfänge des Silicon Valley beispielsweise liegen angeblich in einer kleinen Garage im kalifornischen Palo Alto. Dort begannen William Hewlett und David Packard im Jahr 1938 mit ihrem Werk, woraus der Technologieriese Hewlett-Packard entstand. Auch andere Unternehmungen nahmen ihren Anfang in Garagen. So kam zum Beispiel die musikalische Stilrichtung des Garage Rock zu ihrem Namen, weil ihre Begründer aus Mangel an Alternativen in Garagen probten. In vielen Orten Ostdeutschlands existieren noch heute Garagengemeinschaften, die versuchen, die in DDR-Zeiten charakteristischen Garagenhöfe zu erhalten. Wer die Garage als Hobby-, Partyoder zusätzlichen Wohnraum nutzen möchte, kann diese auch um- oder ausbauen. Berücksichtigt werden müssen aber auch andere Ansprüche an Zugänge, Dämmung und Versorgungstechnik.
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Frühjahrsputz für die Garage
Über die Jahre sammeln sich in der Garage häufig Dinge an, die niemand mehr braucht. Warum also das Frühjahr nicht nur zum Haus- oder Wohnungsputz, sondern auch zur Entrümpelung der Garage nutzen? Finden sich noch Gegenstände von Wert, kann ein Garagenflohmarkt veranstaltet werden, der nicht nur Geld in die Taschen spült, sondern auch Spaß macht. Ist die Garage von Überflüssigem befreit und gereinigt, sollte ein neues Ordnungsprinzip her. Fahrräder können mit einem Lift unter die Decke gehängt werden, Reifen an die Seitenwände. Werkzeuge finden in clever unterteilten Wandsystemen, Kunststoff- oder Metallschränken Platz. Aber auch ausrangierte Hängeschränke, zum Beispiel aus einer alten Küche, eignen sich perfekt als Stauraum.