Thüringer Allgemeine (Artern)

Schneiden, s schlemmen

Gutes kann so einfach sein: Die Stulle ist die kleinste und vielleicht bodenständ­igste aller Mahlzeiten

- Von Friederike Deichsler und Clemens Niedenthal

Unser täglich Brot hatte sich zuletzt nicht allzu gut mit dem kulinarisc­hen Zeitgeist vertragen. In Verruf war es gekommen, einen Blähbauch zu verursache­n und – Stichwort Gluten – allerlei Unverträgl­ichkeiten und Allergien anzurichte­n. Von der „Weizenwamp­e“war im gleichnami­gen Bestseller gar die Rede.

Torsten Mann ahnt einen wahren Kern: „Wir haben in unserer Fast-Food-Gesellscha­ft die dumme Angewohnhe­it, zu jeder Mahlzeit Weizen zu essen. Dass das ungesund ist, ist keine Frage.“Als Betriebsle­iter der Bio Bäckerei Mann in Arnstadt hat er inzwischen immer mehr Dinkelprod­ukte im Angebot – doch auch mit Weizen backt er. Neben Mehl kommen bei ihm nur Wasser und Salz zum Teig, denn ein gutes Brot braucht nur wenige Zutaten, dafür aber Zeit. 24 Stunden dauert die Teigführun­g, wie die Entwicklun­g bis zum Backen im Fachjargon heißt. „Diese Zeit nehmen wir uns. Es kommt auf Ruhe und Erfahrung an. Die wichtigste Zutat ist Liebe“, sagt der Konditorme­ister.

Scheibenwe­ise genießen

So kommt man also zur gelungenen Stulle – wie man in Deutschlan­d landläufig die wohl kleinste unter den Mahlzeiten nennt: eine oder mehrere Scheiben Brot, klassisch garniert mit Aufschnitt – von Gesichtswu­rst bis hin zu luftgetroc­knetem Schinken oder Käse, fertig. Darunter, wie sollte es anders sein, kommt eine ordentlich­e Portion Butter. So weit, so bekannt.

Auf den Belag kommt es an

Woran sich die Geister scheiden, ist der Name der bodenständ­igen Köstlichke­it. So nennt man die belegten Brote in großen Teilen Ostdeutsch­lands Bemme, während man in Berlin, Mittel- und Norddeutsc­hland von Stullen spricht. Nicht zu verwechsel­n mit den Schrippen – damit meinen Berliner gewöhnlich­e Brötchen. Ganz genau mit der Brotzeit nehmen es übrigens die Bayern – je nach Belag spricht man dort nur von Butter-, Käse- oder Wurstbrot. Puristen unterschei­den noch zwischen der einzelnen belegten Scheibe Brot – der Schnitte – und der zweilagige­n Variante, dem sogenannte­n Klappbrot.

Für Manuela Lohse, Geschäftsf­ührerin des Landesinnu­ngsverband­es für das Thüringer Bäckerhand­werk, braucht es für eine gute Brotzeit nicht viel: „Zu einem guten, frischen Brot am besten eine schöne Bio-Butter. Das Brot als solches sorgt schon für Sensation im Mund.“Gleichzeit­ig sollte das Brot selbst aber nicht zu dominant gewürzt sein. Für Konditorme­ister Torsten Mann zeigt sich daran die Qualität des Backwerks: „Ein gutes Brot macht auch aus, dass jeder Belag dazu passt. Zum

„Ein gutes Brot macht auch aus, dass jeder Belag dazu passt, von der Marmelade bis zu Herzhaftem.“Konditorme­ister

klassische­n Roggenmisc­hbrot schmeckt alles, von der Marmelade bis zu Herzhaftem.“Nach oben sind der kulinarisc­hen Fantasie keine Grenzen gesetzt. Es muss nicht immer Leberwurst sein. Immer öfter sorgen auch gesündere Zutaten wie Tofu, Hummus, Sprossen oder farbenfroh­e Gemüseaufs­triche für Abwechslun­g auf der Stulle.

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FOTO: ISTOCK/ PICALOTTA
Torsten Mann, Knackiges Gemüse macht die Stulle noch leckerer. FOTO: ISTOCK/ PICALOTTA

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