Schweigen kann Gold sein
Neulich fragt mich Pia: „Was glaubst du ist in Familien das größte Tabuthema?“
„Seitensprünge? Außereheliche Kinder? Mobbing am Arbeitsplatz?“, sag ich. „Falsch!“; sagt Pia.
„Der Tod naher Menschen, enger Verwandter oder naher Freunde vielleicht?“, sag ich.
„Du kommst der Sache langsam näher“, sagt Pia.
„Spann mich nicht auf die Folter. Was ist es denn?“, sag ich.
„Gesundheitliche Probleme. Die werden auch erwachsenen Kindern häufig verschwiegen. Weil Eltern sie nicht beunruhigen wollen“, sagt Pia.
„Ist ja interessant. Ich kenne den umgedrehten Fall. Da hat jemand seiner wirklich hochbetagten Mutter eine schwere Krankheit, die ihn ereilte, verschwiegen“, sag ich.
„Aber ist sowas okay? Sollte man nicht den Eltern gegenüber ehrlich sein und sie auch in schlimme Wahrheiten einweihen?“, sagt Pia.
„Ich hab mich auch lange gefragt, was anständiger ist: offen darüber reden und die Mutter in große Sorgen stürzen – oder ihr dies besser ersparen“, sag ich. „Und?“, sagt Pia.
„Sie ist kurze Zeit später gestorben und hat bis zu ihrem Tod nie von der unheilbaren Krankheit ihres Kindes erfahren. Heute denke ich, das war ein Segen und die richtige Entscheidung“, sag ich.