„Wir brauchen die persönliche Haftung der Entscheider zurück“
Trigema-Chef Wolfgang Grupp spricht zur Verleihung des TA-IHK-Wirtschaftspreises vor Thüringer Unternehmern
Erfurt. Der „Nachfolger des Jahres“nimmt am 7. Juni in der Erfurter Steigerwaldarena den aktuellen Wirtschaftspreis der Industrieund Handelskammer (IHK) und der Thüringer Allgemeine entgegen. Was gute Unternehmer ausmacht, darüber spricht auf der Feierstunde der Inhaber und Chef der bekannten baden-württembergischen Textilfirma Trigema, Wolfgang Grupp, zu den Gästen des Abends.
Sie stemmen sich mit ihrem Unternehmen seit Jahren erfolgreich gegen die Meinung, dass Textilfertigung in Deutschland nicht mehr rentabel zu betreiben ist. Was macht sie erfolgreich?
Wir schauen nicht in erster Linie auf die Höhe der Löhne. Andere Unternehmen, die wegen eines vermeintlichen Lohnkostenvorteiles mit ihrer Fertigung ins Ausland abgewandert sind, haben auf Massenware gesetzt und sind inzwischen mehrheitlich in Konkurs gegangen. Wir setzen dagegen ganz bewusst auf Qualität und Schnelligkeit. Mit innovativen und hochwertigen Produkten Made in Germany kann man die Kunden überzeugen und in Deutschland erfolgreich sein.
Qualität hat aber bekanntlich ihren Preis und passt nicht zur in Deutschland mittlerweile weit verbreiteten Mentalität unter der Schlagzeile „Geiz ist geil“?
Solch eine Werbung hätte es in meiner Firma niemals gegeben. Ich bin erschrocken über den Sprachgebrauch und die Tatsache, dass selbst ein Regierender Bürgermeister von Berlin beim Mauerfall das Wort geil benutzt hat. Ich denke, dass die Leute, die auf diese Art und Weise werben, am Ende ein Eigentor schießen.
Ihr Unternehmen beteiligt sich nicht an den inzwischen üblichen regelmäßigen Rabattschlachten im Handel?
Wir setzen auf unsere bekannte Marke und setzen weder auf Rabattaktionen noch machen wir uns von einem Großkunden abhängig. Wir haben für einen großen deutschen Discounter gefertigt, der unsere Erzeugnisse ab einem bestimmten Zeitpunkt als Eigenmarke ordern wollte. Das haben wir nicht gemacht und lieber auf einem zweistelligen Millionenbetrag verzichtet. Das ist eine unternehmerische Entscheidung.
Das Bild des Unternehmers hat in den letzten Jahren spürbar an Ansehen verloren, geben Sie dafür hoch bezahlten Managern die Schuld, die sich trotz eigener Fehler noch Millionenboni und -abfindungen genehmigen?
Es gibt Top-Unternehmer und Top-Manager und es gibt überall auch schwarze Schafe. Man sollte den Blick nicht nur auf diese lenken. Um das Unternehmerbild gerade zu rücken, brauchen wir wieder die Verantwortung und persönliche Haftung der Entscheider. Ich trage die volle Verantwortung für meine Mitarbeiter und deren Arbeitsplätze. Das muss ich bei all meinen Entscheidungen bedenken.
Können Sie verstehen, wenn heutzutage Kinder die Unternehmen der Eltern nicht mehr übernehmen und fortführen wollen?
Nein, dann läuft etwas schief. Früher waren die Eltern die großen Vorbilder. In der Schule hat man die Vorzüge des Elternhauses gepriesen, mit Worten wie mein Vater hat ein Schloss oder eine eigene Firma oder einen Ferrari. Für einen Bauernsohn ist es selbstverständlich, dass er den Hof fortführt. Wenn das nicht mehr funktioniert, läuft etwas schief.
Das heißt, in Ihrer Firma ist die Nachfolge geregelt?
Aber sicher, meine Kinder sind beide in der Firma tätig. Da gab es auch keine große Diskussionen. Allerdings muss man die Kinder dann zum richtigen Zeitpunkt auch machen lassen – sie müssen auch Fehler machen dürfen und dann selbst daraus lernen.